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Archiv-Artikel

Kosmisches Management

ALL Die Bremer Firma Astrium betreibt bis zum Jahr 2020 die Raumstation ISS, für die Deutschland 40 Prozent der Kosten von vier Milliarden Euro trägt

Von KAWE
Als 1975 USA und UdSSR kooperierten, habe auch niemand nach Menschenrechten gefragt, sagt Thomas Reiter

Wenn Bremens Weltraumingenieure zur Pressekonferenz laden, dann gibt es meist viel Theater. In der „Spacelab-Halle“ von EADS/ Astrium war diesmal die Bühne vor großer Leinwand aufgebaut, im Hintergrund der „Doppelgänger“ von Columbus, des europäischen Teils der Raumstation ISS. Um die ging es – vor laufender Kamera konnte Michael Menking, Direktor für die ISS bei Astrium, einen Vertrag unterschreiben, der 233 Millionen Euro wert ist. Bürgermeister Jens Böhrnsen hat eigens dafür die wöchentliche Senatssitzung verschoben.

Die Bremer Ingenieure sollen die gesamten Dienstleistungen für den industriellen europäischen Teil der Raumstation übernehmen. Astrium soll das Astronautentraining organisieren, Wartung und Logistik übernehmen, für die Weiterentwicklung der Experimente sorgen und Kommunikationssystem und Datentransfer sicherstellen. 40 Firmen werden mit Unteraufträgen versorgt. Bis Ende 2012 seien auf diese Weise rund 180 Arbeitsplätze in Bremen gesichert, sagt Menking.

Im vergangenen März wurde die Laufzeit der ISS bis 2020 „verlängert“. Seitdem wird verhandelt – über Geld. Deutschland trägt 40 Prozent der Kosten der Raumstation, bis zum Jahre 2020 sind insgesamt vier Milliarden Euro dafür vorgesehen. Ob sich die anderen europäischen Staaten trotz der Euro-Krise in einer entsprechenden Höhe daran beteiligt, scheint noch nicht ganz klar zu sein.

Bisher haben auf der Raumstation 847 Experimente stattgefunden, von deutscher Seite wurden 57 davon finanziert. Astrium soll die Kosten für den laufenden Betrieb für die nächsten Jahre um 30 Prozent senken – dann scheint das Unternehmen eine gute Chance zu haben, auch die Folgeaufträge zu bekommen. Große Konkurrenz gibt es dabei allerdings nicht.

Die Raumstation ist einst als großes Projekt der Zusammenarbeit zwischen Sowjetunion und dem Westen beschlossen worden. So ist für den deutschen Astronauten Thomas Reiter klar, dass man auch mit den chinesischen Bemühungen um eine eigene Raumfahrt-Technologie kooperieren muss – über alle politischen Grenzen hinweg. Kritiker einer solchen Zusammenarbeit erinnerte er daran, dass 1975 auch niemand nach Menschenrechten gefragt habe, als, mitten im Kalten Krieg, Sojus und Apollo ihr friedliches Koppelungsmanöver absolvierten.

Viele der Experimente, die auf der Weltraumstation durchgeführt werden, dienen der Erforschung der Bedingungen, unter denen sich Menschen im Weltraum aufhalten können. Aber es geht auch anders: Ergebnis eines Forschungsprojektes, das 2007 auf der ISS begonnen wurde, könnten zum Beispiel neue Technologien sein, durch die Computer ihre Energie durch Licht – anstatt durch Strom – bekommen könnten. KAWE