Lautstarker Protest

KREUZBERG Demo durch Kreuzberg für Oury Jalloh und andere Opfer rassistischer Gewalt

„Oury Jalloh, das war Mord“, hallt es am Samstagnachmittag über den Hermannplatz, als Komi E. den Demonstranten mit kräftiger Stimme Parolen zuruft. In einer Ansprache erwähnt der Flüchtlingsaktivist nicht nur den Mann aus Sierra Leone, der 2005 in einer Dessauer Polizeiwache verbrannte, sondern auch andere Opfer, die durch Staats- und Polizeigewalt ums Leben kamen. Er erinnert an die jüngst aufgedeckten Morde durch die Naziterrorzelle NSU. Der rote Umhang, den Komi E. und viele andere Aktivisten tragen, soll das geflossene Blut symbolisieren.

Aufgerufen zum Protest hat die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh, zu den Unterstützern gehören die Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt (KOP) und das Bündnis „No Justice – No Peace“, das gegründet wurde, nachdem ein Polizist vor drei Jahren am Silvesterabend Dennis J. erschoss. Gekommen sind etwa 200 Menschen, darunter die Schwester von Sliemann Hamade, der im Februar 2010 an den Folgen von polizeilicher Gewalt starb. Vom Hermannplatz ziehen sie über das Kottbusser Tor zum Heinrichplatz.

„Wir fordern Aufklärung“, lautet die Forderung der Menge, die sich trotz kaputter Soundanlage lautstark Gehör verschafft. „Schluss mit der Diffamierung der Opfer“, rufen Menschen in der Menge. Redner fragen, wie es sein könne, dass – wie im Fall Jalloh – in einem Rechtsstaat Beweismittel vernichtet werden.

Obwohl viele Passanten den Protest wohlwollend beobachten, wie Johanna Mohrfeldt von der KOP sagt, fühlen sich einige offenbar gestört. Während ein junger Mann in Lederjacke „Schnauze“ in die Menge ruft, stellt sich ein anderer Passant für ein Erinnerungsfoto neben ein Transparent. Um den Hals trägt er eine Kette mit drei Halbmonden – das Erkennungszeichen türkischer Nationalisten, der sogenannten Grauen Wölfe. CIN