: Kulturpolitische Bankrotterklärung
Betr.: Film aus, taz bremen vom 6. 12. 2007
Die beabsichtige Schließung des Kommunalkinos Bremen ist eine Bankrotterklärung der Bremer Kulturpolitik und geistiges Armutszeugnis der Kulturstaatsrätin Emigholz. Das Kino 46 ist anerkanntermaßen eines der besten Kinos Deutschlands, Veranstalter eines international bekannten Filmsymposiums, verleiht einen international bekannten Filmpreis und ist wahrscheinlich die Kulturinstituion Bremens mit den meisten Kooperationspartnern. Diesem Kino „mangelnde Qualität“ zu unterstellen ist eine Frechheit.
Wie schrieb Wilfried Hippen so treffend anlässlich des 20. Geburtstags des Kinos 1994: „Filmkunst oder Kintopp? Das ist eine der Kardinalsfragen des Kinos. Die spektakulären Studioproduktionen füllen die Kassen, während die schwierigen Werke sich auf dem Markt nicht rechnen. Die Filmkunst muss deshalb gefördert werden wie Theater, Oper und bildende Künste. Aber weil der Film dieses seltsame Zwitterwesen mit den Muskeln von Rambo, den Beinen der Dietrich und dem Kopf von Citizen Kane ist, hat er viel größere Schwierigkeiten, in den Kulturetats berücksichtigt zu werden.“
Einsparungen für den Haushalt sind bei einer Schließung des Kinos nicht zu erwarten: Der Mietvertrag ist bis 2011 garantiert, die Mitarbeiter sollen weiterbeschäftigt werden und die restlichen Kosten des Kinos werden durch die Einnahmen gedeckt. Bleibt als Erklärung Symbolpolitik: Beim Prozess zur Entschuldung Bremens in Karlsruhe soll das „Opfern“ einer Kulturinstitution vorgezeigt werden. Das Kino 46 hat die kleinste Lobby, also wird es geschlossen. Auch wenn allen Beteiligten klar ist, dass das sowohl finanziell als auch kulturpolitisch Blödsinn ist. MARTIN SCHRÖDER, BREMEN