nebensachen aus kopenhagen
: Gewalt, Sex und Drogen plus viele Vorurteile im Adventskalender

Abu Babu, schwuler Imam aus Pakistan, wirbt Selbstmordbomber an und feiert Ussama Bin Laden. Die gewalttätige Mädchengang „Crazy Girls“ macht den Graffiti-übersäten Betonvorort unsicher. Beim Pizzamann, der aus Somalia stammt, gibt es natürlich auch die ostafrikanische Droge Kath. Und die beiden 12 und 13 Jahre alten Hauptpersonen Ali und Hassan träumen von einer Zukunft als „echt geil säuische Gangster“. Klingt irgendwie nach „Southpark“. Tatsächlich sehen so aber Teile des Personals im diesjährigen Fernseh-Adventskalender „Yallahrup Færgeby“ beim öffentlich-rechtlichen Danmarks Radio (DR) aus.

Das Format des Adventskalenders hat Tradition. Beste Familienunterhaltung, zu der man sich auch gemeinsam mit den Kindern jeden Tag eine Viertelstunde vor die Glotze setzen und so in 24 Episoden in Weihnachtsstimmung bringen kann. Einen solchen „normalen“ Adventskalender gibt es dieses Jahr auch. Doch zusätzlich strahlt DR mit „Yallahrup“ eine Version für Erwachsene aus. Die spielt in einem von Integrationsproblemen geplagten Vorort, läuft erst nach 22 Uhr und erfreut sich – auch Dank Internetübertragung – bei Jugendlichen umso größerer Beliebtheit. Die mit Puppen gespielte Satire erregt, obwohl sehr dick aufgetragen, die Gemüter.

Rassismus und Ausländerfeindlichkeit lautet der Vorwurf von links. Mit Fernsehgebühren werde eine Multikultiidylle gezeichnet, soziale Verlierer würden glorifiziert und was hätten überhaupt Muslime in einem dänischen Adventskalender verloren, tönt es von rechts. Mittendrin beschweren sich LehrerInnen, dass die Schimpfwörter der Episode vom Vorabend am nächsten Morgen in das Normalvokabular ihrer SchülerInnen eingehen.

Die Rollen, die den paar verbliebenen Altdänen in „Yallahrup“ auf den Puppenleib geschrieben wurden – etwa der manisch-depressive Bibliothekar Morten, die sexbesessene Lehrerin Hanne, die Barbusigkeit für ein Symbol dänischer Liberalität hält, sowie ein lallender Alkoholiker, der immer in die Hose pinkelt – , haben andererseits zu Klagen geführt, hier werde alles Dänische diskriminiert. „Unheimlich unterhaltsam“, urteilt der Kritiker der liberalen Politiken. Die konservative Berlingske Tidende schwärmt von einem „kleinen Geniestreich“ und „Integration im Satireformat“. Die linke Information begrüßt zwar, wie Vorurteile der DänInnen über ein Einwandererghetto karikiert werden, warnt aber auch vor missverständlichen Provokationen. Integrationsberaterin und Schriftstellerin Manu Sareen ist kritischer: „Selbst wenn man für Meinungsfreiheit, Humor und Satire ist – hier wird stigmatisiert.“ Spätestens in der Folge vom 24. Dezember gehe es dann aber richtig nett zu, verspricht DR-Satireredakteur Peter Gren Larsen. REINHARD WOLFF