: Pro Brauhausberg
In Potsdam fordern empörte Bürger Mitsprache bei einem geplanten Großbauprojekt – sie sehen den Park und die Schwimmhalle auf dem Brauhausberg als wichtigen Teil der Potsdamer Stadtgeschichte
■ Die Bürgerinitiative zum Erhalt des Potsdamer Brauhausbergs macht mobil gegen die „Pläne der Stadt“. Auf der Website der BI finden sich die Ergebnisse einer Bürgerbefragung ebenso wie eine Darstellung der geplanten Baumasse.
■ Im Netz pro-brauhausberg
■ Kontakt info@pro-brauhausberg.de
„Alles Schlechte wird in Berlin vorgemacht und in Potsdam wiederholt“, scherzt Thomas Hintze, Gründer der Initiative Pro Brauhausberg. Was der Aktivist aus Potsdam damit meint? „Große Bauprojekte wie Mediaspree“, sagt er. Seit Anfang 2010 hat Potsdam sein eigenes Großprojekt: Auf der Fläche des Brauhausbergs in der Nähe des Potsdamer Hauptbahnhofs soll ein neues Wohnquartier mit fünf- bis sechsgeschossigen Häusern entstehen. Der Park, der sich auf dem Gelände befand, wurde bereits dem Erdboden gleichgemacht. Bäume wurden gefällt, Blumenbeete und Springbrunnen zerstört. Eine Schwimmhalle und ein Restaurant sollen ebenfalls abgerissen werden.
Genau das will Pro Brauhausberg verhindern. Über öffentlichen Druck versucht die Initiative zu erreichen, dass die Neubebauung des Geländes gestoppt wird. Sie fordert stattdessen, dass die BürgerInnen bei der Gestaltung des Geländes mit einbezogen werden und dass der Park wiederhergestellt wird. Zudem will sie offenlegen, wie viel Geld das Projekt die Stadt bisher gekostet hat, und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Pro Brauhausberg schätzt, dass die Rohdung der Bäume, die Beseitigung der Parklandschaft und das erste Wettbewerbsverfahren mehrere Millionen gekostet haben.
Die Anfang 2011 gegründete Initiative ist ein Zusammenschluss aus empörten EinwohnerInnen Potsdams. Für sie hat der Brauhausberg eine große Bedeutung: „Park und Gebäude sind ein wichtiger Teil der Potsdamer Stadtgeschichte“, sagt Hintze. Die Schwimmhalle und das Restaurant wurden zu DDR-Zeiten errichtet und weisen architektonische Besonderheiten auf. So wurde die Schwimmhalle von den EinwohnerInnen Potsdams erbaut, weil die Stadt nicht genug Geld hatte. Schulen entsendeten Klassen, Betriebe ihre Angestellten. Nun soll das Bad abgerissen werden und am Rande der Stadt wieder aufgebaut werden.
Mit diesen Plänen ist die Initiative nicht einverstanden. Hintze und seine MitstreiterInnen befürchten, dass die Neubauten den Mietpreisspiegel der Stadt in die Höhe treiben und den Charakter des gesamten Berges verändern. Ihr Protest kommt rechtzeitig: Noch gibt es keinen fertigen Bebauungsplan für das Gelände. „In dem Punkt sind wir gegenüber anderen Protesten gegen Bauprojekte wie Stuttgart 21 klar im Vorteil“, sagt Hintze. Wenn der Bebauungsplan erst stehe, könne sich der Bürger nur noch über die Fassadenfarbe oder die Dachform äußern, befürchtet er.
Im September organisierte die Initiative eine Demonstration, an der 150 Leute teilnahmen. Den größten Erfolg verzeichnete Pro Brauhausberg mit ihrer Ideenwerkstatt, zu der sie Ende November geladen hatte. Ziel der Werkstatt war es, Ideen für die Gestaltung des Geländes gemeinsam mit den BewohnerInnen der Stadt zu entwickeln. Neben zahlreichen BürgerInnen nahmen auch VertreterInnen aus der Politik und der Stadtverwaltung an der Werkstatt teil. Wie Hintze berichtet, habe sich eine deutliche Mehrheit für den Erhalt des Schwimmbads und des Restaurants ausgesprochen.
Die Resultate aus der Ideenwerkstatt will die Initiative so bald wie möglich im Rathaus einreichen. Des Weiteren plant sie eine Einwohnerversammlung einzuberufen, mit der zusätzlich Druck auf die Stadt ausgeübt werden soll.
Wer der Initiative Pro Brauhausberg helfen möchte, kann zu den regelmäßig stattfindenden Treffen kommen, eine Mail schreiben reicht. „Wir freuen uns über jeden, der uns unter die Arme greift“, erklärt Hintze. Nur wenn es gelinge, noch mehr Bürger zum Mitmachten zu bewegen, könne eine lebenswerte und bezahlbare Stadt erkämpft werden. Lukas Dubro