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Archiv-Artikel

Der Sportberater

WILLI LEMKE, 61, war früher Werder-Manager und ist jetzt Innensenator in Bremen. Die Bundesregierung hat ihn jetzt für den Posten des „UN-Sonderberaters für Sport, Entwicklung und Frieden“, vorgeschlagen. FOTO: DPA

Es wäre für ihn so etwas wie die Krönung seiner Karriere: Die Bundesregierung hat Willi Lemke, den früheren Werder-Manager und derzeitigen Bremer Innensenator, ins Rennen um den Posten des „UN-Sonderberaters für Sport, Entwicklung und Frieden“ geschickt. Der Posten war 2001 von dem damaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan geschaffen worden. Ziel ist es, über den Sport den Gedanken der Entwicklungszusammenarbeit zu unterstützen. Der UN-Posten ist ein Ehrenamt, für das Lemke das symbolische Gehalt von einem Dollar pro Jahr erhalten würde. Für seine Büros in Genf und New York müsste der Bundestag 450.000 Euro im Jahr locker machen. „Wir halten Herrn Lemke für einen geeigneten und starken Kandidaten“, sagt der Sprecher des Außenamts. Im November hatte der brasilianische Fußballstar Pele sein Interesse angemeldet.

Von dem derzeitig amtierenden, aus der Schweiz stammenden UN-Sportberater Adolf Ogi hat man weniger gehört. Das würde einem Willi Lemke, einem Medientalent nicht passieren. In Pönitz/Ostholstein ist Lemke 1946 im August geboren, hat Erziehungs- und Sportwissenschaft an der Universität Hamburg studiert. In diese Zeit fiel seine Verbindung zum sowjetischen Geheimdienst KGB. Lemke ging es – in einer Zeit des Kalten Krieges – um Sport-Kontakte über den eisernen Vorhang hinweg. Er war schlau genug, das Geld, das er vom KGB erhielt, beim Verfassungsschutz abzuliefern und sich dort eine Aufbesserung des schmalen Studenten-Budgets abzuholen. Lemke wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bremen, 1974 Geschäftsführer der SPD in Bremen, 1981 dann Manager von SV Werder. Henning Scherf holte Lemke 1999 in den Senat, er sollte Wirtschaftssenator werden. Die CDU wollte das Ressort haben, Lemke musste Bildung übernehmen. Mit Eifer stürzte er sich in die Welt der Schulpolitik. 2007 wechselte er zum Ressort für Inneres und Sport. Der Sport hatte ihn wieder – ironischerweise ist Lemke heute auch politisch verantwortlich für den Verfassungsschutz.

Wer den Posten als Berater des UN-Generalsekretärs bekommt, will Ban Ki Moon Ende Januar entscheiden. KLAUS WOLSCHNER