: Von Wilderern und europäischen Interessen
RETTUNG Das Nördliche Breitmaulnashorn ist seit Jahrzehnten bedroht. Dennoch passierte nichts
BERLIN taz | Der Tod des Nördlichen Breitmaulnashorns kündigt sich seit 30 Jahren an. 1981 zählten Wissenschaftler weniger als 350 Tiere in freier Wildbahn, 20 Jahre zuvor grasten noch 2.250 Breitmaulnashörner in den Steppen Zentralafrikas. Schon damals waren Artenschützer weltweit alarmiert über den drohenden Exodus der Art. Zunächst unterstützte die US-amerikanische Rhino Foundation den Garamba National Park im damaligen Zaire (heute Kongo), um die Nördlichen Breitmaulnashörner vor Wilderern zu schützen. Zwischen den Jahren 1984 und 1995 stieg die Zahl der Tiere von 15 auf 31.
Wenig genug, aber damit hätte die Art erhalten werden können, wie aus der Geschichte des Südlichen Breitmaulnashorns im Süden Afrikas bekannt ist. Nur noch 20 bis 50 Breitmaulnashörner dieser Art hatten Ende des 19. Jahrhunderts die Jagd der Kolonialherren im Süden Afrikas überlebt. Dank eines strengen Schutzprogramms konnten sich die Südlichen Breitmaulnashörner innerhalb von 100 Jahren wieder auf 20.000 Tiere vermehren. Seit einigen Jahren sinkt die Zahl jedoch wieder rapide. Wilderer töten jeden Tag ein bis zwei Südliche Breitmaulnashörner und verkaufen das begehrte Horn der Tiere nach China und Vietnam.
Die Ursachen
„Die Nashörner haben nicht versagt in der Evolution“, sagt Mediziner Thomas Hildebrandt des Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin. Sie sterben aus, weil die Wilderer sie abschlachten und weil europäische Interessen kollidieren.
Noch 2004 lebten 10 der Nördlichen Breitmaulnashörner im Nationalpark Garamba im Kongo und schon damals diskutierten die Artenschützer, 5 der wilden Tiere nach Ol Pejeta in Kenia zu bringen. Zu ihnen hätten dann die Tiere aus dem tschechischen Zoo Dvur Kralove kommen können. „Unglücklicherweise ist dies nie geschehen“, heißt es in einem Bericht der „Rettungsgruppe“ von internationalen Naturschutzorganisationen, Zoos und Forschungseinrichtungen. Gründe dafür führt der Bericht allerdings nicht an.
ULRIKE FOKKEN