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Archiv-Artikel

Traumatherapie für das Gemeinwohl

Ich war zwölf, als meine Eltern mich mitnahmen in ein Nudistencamp. Zwölf, das heißt Pubertät und das heißt, der Körper ist dein Feind. Und dann so was. Lauter freundliche Nackte. Ich glaube in der Psychoanalyse nennt man das identifizierende Projektion, aber der Camper, ob nackt oder angezogen, er wurde fortan zu meinem Hassfetisch. Und das Zelt, es wurde zum Symbol des Freizeitlers, ein lächerliches Refugium, in dem die Arbeit noch als Gespenst erscheint.

Als ich entscheiden konnte, später, machte ich, wenn überhaupt, nur noch Urlaub in der Stadt. Im Hotel. Klar. Bis zu diesem Sommer. Er sollte alles verändern. Ich habe mir ein Zelt gekauft. Und zu Weihnachten verschenke ich welche. Die besten Freunde kriegen eines.

Damit können sie dann zu Occupy gehen. Bei Occupy Wall Street sagte einer: „Sollten wir nicht alle da draußen sein?“ Auf den zentralen Plätzen in den Metropolen, um zu zeigen, dass die 99 Prozent nicht unsichtbar sind. Reclaim the streets with your tent. Ja, das machen wir dann. Und nebenbei bauen wir der Gentrifizierung eine Falle.

TANIA MARTINI