: Opposition wittert den Sieg
NIGERIA Erste Auszählung der Präsidentschaftswahl zeigt Führung für Oppositionschef Buhari. Betrugsvorwürfe und Proteste gegen Regierungspartei PDP in deren Hochburgen
VON DOMINIC JOHNSON
BERLIN taz | In Nigeria hält Oppositionsführer Muhammadu Buhari in den ersten inoffiziellen Teilergebnissen der Wahlen vom Samstag und Sonntag einen deutlichen Vorsprung. Nach Veröffentlichung der Ergebnisse von 319 der 774 Distrikte Nigerias lag Buhari am Montagnachmittag bei rund 65 Prozent der Stimmen. Diese Führung ist seit Sonntagabend ungefähr konstant. Am Nachmittag begann Nigerias Wahlkommission mit der Verkündung der offiziellen Ergebnisse aus einzelnen Bundesstaaten.
Den inoffiziellen Zahlen zufolge hat Buhari in seinen traditionellen Hochburgen im Norden abgeräumt – in seinem Heimatstaat Katsina kam er auf über 90 Prozent, ebenso laut den bisher vorliegenden Teilergebnissen des bevölkerungsreichsten nördlichen Bundesstaates Kano. Er hat es auch erstmals geschafft, Nigerias größte Stadt Lagos sowie andere wichtige südwestliche Städte zu erobern, wie Ibadan und Abeokuta in der Provinz Oyo. Präsident Goodluck Jonathan hatte bei den letzten Wahlen 2011 noch die Mehrheit im Südwesten erzielt.
Aus Jonathans traditionellen Hochburgen im Nigerdelta im Süden sowie im Südosten des Landes lagen am Montag erst sehr wenige Ergebnisse vor. Erste Zahlen aus Präsident Jonathans Heimatstaat Bayelsa gaben ihm teilweise über 99 Prozent. Sehr knapp ist das Rennen in der Hauptstadt Abuja und in umliegenden Provinzen wie Nasarawa.
Auf ein mögliches Dahinschmelzen von Buharis Vorsprung reagiert sein Oppositionsbündnis APC (All Progressives Congress) bereits mit Betrugsvorwürfen gegen Jonathans Regierungspartei PDP (People’s Democratic Congress). Der APC verlangte die Annullierung des Urnengangs im Bundesstaat Akwa Ibom im Nigerdelta. Im größten Bundesstaat des Nigerdeltas, Rivers mit der Ölmetropole Port Harcourt als Hauptstadt, ist die Spannung besonders groß. Der bisherige PDP-Provinzgouverneur Rotimi Amaechi ist heute APC-Wahlkampfleiter. Da Amaechi genau weiß, mit welchen zweifelhaften Methoden die PDP früher im Nigerdelta die Wahlen für sich entschied, kann er diese jetzt auch besonders glaubwürdig anprangern.
Die vorgeschriebenen Vordrucke, auf denen in jedem Wahllokal die jeweiligen Ergebnisse eingetragen werden müssen, seien in Rivers gar nicht erst an die Wahllokale ausgeliefert worden, behauptete APC-Gouverneurskandidat Dakuku Peterside, oder die Wahlleiter hätten sie versteckt. Regierungstreue Mitarbeiter der Wahlkommission würden sie gemeinsam mit PDP-Aktivisten zu Hause ausfüllen, statt die Ergebnisse der Auszählung öffentlich darauf einzutragen wie eigentlich vorgesehen. Somit habe keine reguläre Wahl stattgefunden. Die Wahlkommission INEC widersprach und sagte, in Rivers sei sehr wohl gewählt worden. Am Montag gingen in Port Harcourt Tausende von Demonstranten für eine Annullierung und Wiederholung dieser Wahl auf die Straße.
Spannungen gab es am Montag auch in den Bundesstaaten Taraba und Bauchi. In Bauchi verhängten die Behörden über mehrere Bezirke Ausgangssperren in Reaktion auf Angriffe der Islamistenarmee Boko Haram, was Demonstranten an manchen Orten aber nicht daran hinderte, die Nacht vor den Wahllokalen zu verbringen. Sie fürchteten, die Ausgangssperren seien Vorwand für Wahlmanipulation.