AUFTAKT IM PROZESS GEGEN DREI BEWOHNER DER GERHART-HAUPTMANN-SCHULE : „Fünf Stein- und Flaschenwürfe in 17 Minuten“
Rund neun Monate nach mutmaßlichen Attacken gegen Polizisten müssen sich drei Bewohner der früheren Gerhart-Hauptmann-Schule in Kreuzberg vor einem Berliner Amtsgericht verantworten. Die 29 bis 39 Jahre alten Angeklagten haben zu Prozessbeginn am Dienstag zum Vorwurf der versuchten gefährlichen Körperverletzung geschwiegen.
Die Staatsanwaltschaft geht von einem gezielten Angriff aus. Die Verdächtigen hätten am 2. Juli vorigen Jahres Steine und Flaschen in den Innenhof der Schule geworfen, „um die dort anwesenden Polizeibeamten mit den Gegenständen zu verletzen“, heißt es in der Anklage. Fünf Würfe in 17 Minuten werden aufgelistet. Die Beamten hätten aber ausweichen und sich in Sicherheit bringen können.
Die Polizei war während der damaligen Protestaktion in Kreuzberg mehr als eine Woche lang mit mehreren hundert Beamten im Einsatz. Die Schulbesetzer wollten eine befürchtete Räumung verhindern. In dem Gebäude lebten seit Dezember 2012 bis zu 200 Menschen unter katastrophalen Bedingungen. Ein Großteil von ihnen hatte die Schule im Juni 2014 freiwillig verlassen. Rund 40 Flüchtlinge weigerten sich jedoch, ihnen zu folgen.
Die Staatsanwaltschaft stützt sich unter anderem auf Videoaufnahmen der Polizei. Ein 23-jähriger Beamter sagte als erster Zeuge im Prozess, er habe sich im Innenhof der Schule befunden. „Es flogen sieben oder acht Gegenstände.“ Er könne aber keinen der mutmaßlichen Werfer identifizieren.
Die Angeklagten wurden im Dezember festgenommen und befinden sich seitdem in Haft. Bei der Polizei sollen sie eine Tatbeteiligung bestritten haben. Der Prozess wird am 21. April fortgesetzt. (dpa)