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Archiv-Artikel

DER RECHTE RANDWARUM EIN RECHTER VEREIN EINEN NEUEN TAGUNGSORT BRAUCHT Im Logenhaus unerwünscht

Im Hamburger Logenhaus der Freimaurer kommt seit Jahren die Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft (SWG) für ihre Tagungen zusammen – zuletzt auf ihrem Seminartag am 21. März. In dem gediegenen Ambiente an der Universität ist die SWG nun unerwünscht. „Wir wollen sie nicht mehr im Haus haben“, sagt der zweite Vorsitzende des zuständigen Hausverbandes, Stefan Szych. Die Verträge für dieses Jahr seien schon aufgelöst.

So ein Rauswurf ist ein harter Schlag für die SWG, die sich bemüht, als konservativ zu erscheinen. Seit 1962 will sich der Verein, dessen Gründer Hugo Wellems einst Referent im Propagandaministerium von Josef Goebbels war, für „das konservative Milieu“, gegen die „alliierte Umerziehung“ und die „68er-Wertezersetzung“ einsetzen.

„Wir sind schon wertkonservativ“, sagt Szych, „aber die SWG hat eine Grenze überschritten.“ Zu der Tagung im März war als Gast die Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck erschienen. „Wir sind dem nachgegangen und unsere Garderobiere sagte, dass diese Frau vier, fünf Mal schon an den Tagungen teilnahm“, sagt Szych. Ihn macht ebenso fassungslos, dass der SWG-Vorsitzende bei dem Treffen mal wieder erklärte, dass die SS nur punktuell Verbrechen begangen habe. Auch die rechtsextreme Szeneanwältin Gisa Pahl war als Referentin eingeladen.

„Wir haben uns über die SWG beim Verfassungsschutz erkundigt, doch das die so weit rechts stehen, wurde nicht gesagt“, sagt Szych. Die SWG hätten sie wegen der Kritik angesprochen. „Die haben uns belogen“, sagt Szych jetzt.

Die Vorfälle auf der Tagung sind für ihn umso verwerflicher da die Freimaurer im Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. Das Logenhaus hatten die Nationalsozialisten beschlagnahmt und als Koordinationsstelle für die Deportation der Hamburger Juden missbraucht.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland