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Anonymes Grab-betr.: "111 Jahre Krematorium", taz vom 23.1.89

betr.: „111 Jahre Krematorium“, taz vom 23.1.89

Die abendländische Bestattungskultur wird sich durchaus ändern. Aber nicht nur dahingehend, daß die Zahl der Feuerbestattungen zunehmen wird, sondern die Zahl der anonymen (Urnen-)Gräber wird ansteigen.

Die Zunahme der Feuerbestattungen wäre an sich nichts beklagenswertes, (...) die Zunahme der anonymen Urnenhaine aus finanziellen Gründen wäre dagegen widerlich. Sie erscheinen mir wie die Fortführung der historischen Massengräber, die Hunderte von Leichen aufnehmen konnten: was für die Mittellosen, die Armen, die Masse halt... (...) Es ist ein billiges Massengrab und alles andere als ein kleiner individueller Ort mit einem Grabstein, wo es möglich ist, Blumen hinzulegen oder anzupflanzen, wo es möglich ist sich hinzuhocken und zu weinen oder nachzudenken.

Durch die drastische Kürzung des Sterbegeldes auf 2.100 DM werden viele gezwungen sein, ein anonymes Grab zu nehmen. (...) Wie schön, daß mir der „Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung“ in einem Antwortbrief zu einer „Privaten Sterbegeldversicherung“ rät und den Sinn der Sterbegeldkürzung erläutert. Motto: „Umschichtung vom Sterbegeld zur Pflege“. Ob das auch die PflegerInnen in Altenpflegeheimen und Krankenhäusern erfahren werden, bezweifelt stark

Stefan Helmes, Hamburg 20

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