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Nichts gegen Südafrika?

■ Reisejournalisten traten auf Internationaler Tourismusbörse in Westberlin massiv gegen Antiapartheid-Demonstranten auf

Haut der doch ein paar aufs Maul“, sagt der distinguierte ältere Herr empört, als die Frau zum Mikrophon greift. Knapp 20 Leute aus Aktionsgruppen gegen Südafrika besuchten die Pressekonferenz der AMK (ein Messe-Unternehmen) am Montag zur Internationalen Tourismusbörse (ITB). Sie machten darauf aufmerksam, daß die senatseigene Messegesellschaft immer noch südafrikanische Reiseveranstalter zur diesjährigen ITB zuläßt.

Warum die AMK Südafrika nicht ausschließe, fragte die Frau. Die häppchenverwöhnten journalistischen Spesenritter im Nadelstreifen hören's mit Empörung. Während AMK -Geschäftsführer Busche sich noch eines halbwegs moderaten Tones befleißigt - Motto: Wir sind hier in einer Demokratie und lassen einander ausreden - läuft der sogenannten freien Presse die Galle über. „Wer bezahlt euch denn für euren Dreck“, und „Geht doch arbeiten“, heißt es. „Du hast doch 'nen hohlen Kopp“, wird eine andere Frau unterbrochen.

Busche auf dem Podium hat gegen die pöbelnden Journalisten leichtes Spiel, sich als Gralshüter der Demokratie zu profilieren. Die AMK sei aus gewerbe- und kartellrechtlichen Gründen gezwungen, keinen Anbieter von der ITB auszuschließen, da diese eine Monopolstellung habe, sagt er. „Das stimmt nicht; Hannover und Stuttgart haben Südafrika auch abgelehnt“, meint eine der Protestlerinnen.

Und dann noch eine Demonstrantin: „Wie stellen sie sich dazu, daß Nelson Mandela dazu aufgerufen hat, Südafrika als Reiseland zu bykottieren?“, fragt sie. Lautes Stöhnen der Journalisten. „Jetzt ist aber Schluß“, wird gefordert.

Endlich gehen die Störenfriede. Den Jornalisten, die eben noch so begierig waren, die Pressekonferenz fortzusetzen, fallen keine weitere Fragen ein. Schließlich meldet sich der Kollege, der vorhin noch einer Frau ein Paar aufs Maul hauen wollte: „Was ich wissen will: Kann denn hier jeder von der Straße reinkommen und stänkern?“

esch

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