: 800 StudentInnen suchen einen Ferien-Job
■ Die Stellenangebote Bremer Firmen sind meistens schon nach zwei Stunden vergeben / Laut Service-Büro sind Frauen und Männer gleichberechtigt
Vierzehn Tage nach Beginn der Semesterferien suchen noch 800 StudentInnen einen Job, um ihr klägliches BaföG aufzubessern. Mindestens einmal am Tag melden sich telefonisch hunderte von Arbeitswilligen beim „Studenten -Service“ des Arbeitsamtes oder schauen persönlich zum x-ten Mal in der Martinistraße vorbei.
Angebote stehen der hohen Nachfrage nur in ganz geringem Maße gegenüber. Wenn Firmen offene Stellen melden, sind die spätestens nach zwei Stunden vergeben. 600 Stellen hat der „Studenten-Service“ in den letzten beiden Monaten vermittelt. Nach Einschätzung von Vermittler Helmut Edmaier, hatten junge Frauen und Männer dabei gleiche Job-Chancen. Auf der Warteliste ständen noch 300 Studentinnen und 500 Studenten.
Es gäbe auch Firmen, die nur männliche Aushilfskräfte anfordern. Manche Personalbüros und Firmenchefs meinen nämlich, Frauen nicht alle Arbeiten zumuten zu können. Manche meinen auch, daß Frauen diese Arbeiten nicht leisten können. Handicap ist zum anderen aber auch, daß es Frauen verboten ist, in Nachtschichten zu arbeiten.
Durch Bereiche wie Einzel-und Kaufhaushandel oder leichte Verpackungstätigkeiten würde sich das Geschlechterverhältnis allerdings wieder ausgleichen.
Die Branchen'in denen gerne StudentInnen eingesetzt werden, sind außerdem die Süßwaren-Produktion, Speditionen und Lagerbetriebe sowie die zahlreichen Bremer Kaffeeröster.
Stundenlohn DM 10
Ungelernte studentische Hilfskräfte verdienen im Durchschnitt 10 bis 12 Mark die Stunde. Qualifizierten Kräften, die in ihren gelernten Berufen eingesetzt werden, sollte der normale Tarif gezahlt werden, findet zumindest Helmut Edmaier vom „Studenten-Service“.
Eine taz-Umfrage unter einigen großen Firmen in Bremen ergab, daß die erst in den Sommersemesterferien ihren Hauptbedarf an Hilfskräften haben. Bei Klöckner ist dann ein Teil der Belegschaft im Urlaub und soll durch studentische Hilfskräfte ersetzt werden. 2.000 Mark brutto können dort bis zu 100 Studenten monatlich verdienen mit Arbeit am Hochofen und in der Produktion. Jacobs-Suchard hat letzten Sommer zwischen 20 und 25 StudentInnen für 15 Mark Stundenlohn beschäftigt - bei guter Auftragslage zum Teil bis in den Winter hinein. Eduscho hat zwar vor Ostern und vor Weihnachten Arbeitsmöglichkeiten, vergibt sie aber nur an solche StudentInnen, die schon früher für Eduscho gearbeitet haben. Meistens greifen die Unternehmen erst einmal auf DirektbewerberInnen zurück, bevor sie sich an den „Studenten-Service“ wenden.
Die große Zahl der arbeitssuchenden ÜbersiedlerInnen mache sich, so meint zumindest Edmaier, nicht bemerkbar. Es gäbe zwar einige StudentInnen und BesucherInnen aus der DDR, die mit einem Aushilfsjob eine schnelle D-Mark machen wollten, aber auf die bundesdeutschen StudentInnen, die während der Semesterferien keine Sozialabgaben für die Unternehmer verursachten, würden die Firmen auch in Zukunft nicht verzichten wollen. Aber eben nur bei Bedarf.
Matthias Kalusch
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