Schlacht in Hamburg

■ Polizei schützt Neonazi-Demonstration vor Autonomen

Hamburg (taz) - Ein neuer blutiger Straßenkampf in Hamburg: Am verkaufsoffenen Samstag nachmittag rieb die Polizei eine Demonstration von 3.000 Menschen auf und hetzte sie durch die Innenstadt. Bilanz: ein Dutzend verletzter Demonstranten und - nach Angaben des Innensenators - 33 verletzte Polizisten, neun demolierte Streifenwagen, 22 beschädigte Privatautos, jede Menge Glasbruch, 24 vorübergehende Festnahmen.

Eine „Nationale Liste“ hatte „für ein neutrales Deutschland“ zum Aufmarsch in Hamburg aufgerufen. Der rechtsradikale Verein mobilisierte allerdings weniger seine Klientel - am Versammlungsort erschienen nur rund 50 Skinheads - als vielmehr die autonome Linke. Eine „antifaschistische Koordination“ forderte: „Keinen Fußbreit den Faschisten“. Zwar hatte die Polizei Auflagen erlassen, die die rechte Manifestation von der Gegendemonstration trennen sollte, deren Teilnehmer wollten es sich aber nicht nehmen lassen, den „braunen Dreck“ über die Landesgrenze zu fegen. Es kam zu den erwarteten Zusammenstößen, aber nicht zwischen Neonazis und Antifaschisten, sondern zwischen Autonomen und der Polizei, die das Fähnlein der 50 Rechten vor der anrückenden Großdemonstration schützten. Einige Steinwürfe und auf die Polizeikette abgeschossene Leuchtraketen sowie ein aufs Dach gelegter Pkw waren dann Anlaß für den ersten Knüppeleinsatz und das Vorpreschen von Wasserwerfern. Die Antwort der Demonstranten war ein dichter Steinhagel, die Auseinandersetzungen eskalierten und dauerten bis zum Abend. Währenddessen konnte die Gruppe der Neonazis, die schließlich auf 100 Personen angewachsen war, unbehelligt demonstrieren.

mib