: Leipzig: „Heim„-Vorteil für DSU
Leipzig (ADN) - Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Wahlkreisen überschritt die DSU im Bezirk Leipzig dank eingestandenen Heimvorteils die 10-Prozent-Hürde. Sie ging im Wahlkreis 9 mit 10,09 Prozent als stärkster Allianzpartner der auch in diesem sächsischen Bezirk siegreichen CDU, die 39,8 Prozent erreichte, aus der ersten freien und demokratischen Wahl hervor. Den 3. Platz auf der Liste der Allianz erreichte der Demokratische Aufbruch mit nur 0,69 Prozent.
DSU-Chef Ebeling, ehemals Pfarrer der berühmten Thomaskirche, sprach sich für eine auch weiterhin eigenständige Partei aus. Sie werde jedoch mit jeder demokratischen Partei zusammengehen, um dieses Land aufzubauen, sagte er in einem Fernsehinterview. Die DSU sei keine bloße Kopie des bayrischen CSU. Sie werde von ihrem Vorsitzenden als Schwesterpartei sowohl von CDU als auch von CSU betrachtet und sei mit den Christdemokraten der DDR nicht zuletzt durch die „Allianz für Deutschland“ verbunden.
Hochstimmung herrschte nicht nur im Wahlzelt der mit Medienrummel und West-Faßbier reichlich versorgten DSU, sondern auch im Bebel-Liebknecht-Haus, wo die PDS mit Hunderten jungen Leuten und ihrem Spitzenkandidaten Dietmar Keller feierte, als hätte auch sie einen Wahlsieg davongetragen. Nach vorläufigen Endergebnissen - gegen 23.30 Uhr waren 97 Prozent der insgesamt 1.637 Stimmbezirke im Wahlkreis ausgezählt - erreichte die PDS aber nur 14,41 Prozent. Die SPD hingegen kam mit 21,44 Prozent Stimmanteil auf Platz 2 in diesem traditionsreichen Gebiet der deutschen Sozialdemokratie. Die Liberalen im Bündnis Freier Demokraten bekamen 5,38 Prozent.
Sichtlich enttäuscht waren jene Kräfte, die mit den Grundstein für diese freien Wahlen legten. Das Neue Forum mit der Initiative für Frieden und Menschenrechte sowie Demokratie Jetzt im Bündnis 90 vereint - zeigte sich enttäuscht ob der Wahlergebnisse. Diese Plattform bekam 5,38 Prozent der ausgezählten Stimmen.
Seitens der Wahlkommission kam die Einschätzung, die Wahl sei im Bezirk ohne Zwischenfälle verlaufen und liege deutlich im Trend der Republik.
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