: „Wir brauchen keinen Prozeß der Reinigung“
Uwe Baier, Präsident des „Verbandes der Kriminalisten“ ■ I N T E R V I E W
taz: Worin sehen Sie als erster Präsident des Verbandes der Kriminalisten der DDR Ihre wichtigste Aufgabe?
Uwe Baier: Wir müssen jetzt Mitsprache und Mitbestimmungsrechte, die uns in Form einer Weisung eingeräumt wurden, wirklich ausfüllen. Das wird für den einzelnen Mitarbeiter eine sehr notwendige Angelegenheit sein. Er wird sicherlich spüren wollen, was der Verband für ihn dabei leisten kann.
Also eine gewerkschaftliche Interessenvertretung?
Das ist im Moment die eigentliche Aufgabe.
Vergangenheitsbewältigung finden Sie nicht so wichtig?
Nein, das ist nicht so gesagt worden. Es gehört schon dazu, daß wir uns kritisch mit unserer Vergangenheit auseinandersetzen.
Wie soll das praktisch funktionieren?
Ich würde mir vorstellen, daß die Kollegen sich zum Beispiel damit auseinandersetzen müssen, wie ihr konkretes Verhalten am 7. und 8. Oktober war.
Ich glaube aber, daß wir da als Kriminalpolizei eine Position haben, die besser ist als bei anderen. Denn aus meiner Erfahrung würde ich sagen, daß dort eine kritische Einschätzung schon existiert. Die Stimmung ist so, daß man sich damit bereits auseinandergesetzt hat. Das ist nicht so eine Sache, die man jetzt anschieben müßte.
Aber daß Kollegen von ihnen dabei noch ihren Posten verlieren müssen, das glauben Sie nicht?
Das kann ich nicht mit Ja oder Nein beantworten. Ich gehe aber im Grundsatz davon aus, daß wir einen Prozeß der Reinigung in der Form nicht brauchen.
Fragen: Dirk Asendorpf
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