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Wolfgang Schnur's „Lebensbeichte“

■ Im 'Stern‘ plaudert Ex-DA-Chef über seine Karriere

Bonn (adn) - Noch bis zum November 1989 hat Wolfgang Schnur, ehemaliger Vorsitzender vom Demokratischen Aufbruch, Informationen an den DDR-Staatssicherheitsdienst geliefert. Das enthüllt das Hamburger Magazin 'Stern‘ in seiner neuesten Ausgabe in einem mehrseitigen Beitrag. „Vielleicht habe ich auch selbst daran geglaubt, daß es ja gar keine Akte Wolfgang Schnur gibt. Und manchmal hatte ich mir auch gesagt, es ist ja genug Material vernichtet worden, warum nicht auch deins“, zitiert das Hamburger Magazin den zurückgetretenen Parteivorsitzenden, der bereits 1963 eine „Bereitschaftserklärung“ für den Stasi unterschrieben hatte.

Er habe zunächst Berichte über Kollegen am Arbeitsplatz und über Vorgänge in Betrieben geliefert, später nach eigener Aussage auch Dossiers über Leute, gegen die er einen „Groll“ hegte. Sachverhalte, Einschätzungen, Charakteristiken, so der 'Stern‘, hat Schnur später als „Top-Mann“ auch aus Kirchenkreisen geliefert.

Noch von Dresden aus - hier bereiteten einige Pfarrer und Schnur als der hinzugezogene juristische Fachmann die Parteigründung des DA vor - hatte der übereifrige Rechtsanwalt im August 1989 den Sicherheitsdienst angerufen. Selbst noch in der Nacht nach seiner Wahl zum DA -Vorsitzenden erstattete Schnur der Stasi Bericht. Dort, so der 'Stern‘, habe er sich auch das Parteistatut absegnen lassen. Schnur, für den Helmut KOhl zur Leitfigur geworden war, hat der Darstellung zufolge drei Wochen nach seinem letzten Spitzelbericht mit dem Regierungschef im Kanzleramt auf einer Couch gesessen.

Bei dem Interview bringt Schnur seine Hoffnung zum Ausdruck: „Im Moment verzichte ich auf einen politischen Weg, weil man ja selber innerlich zu sich selbst finden muß, daß heißt aber noch lange nicht ade, die Politik ist vorbei.“ Wolfgang Schnur hat bereits für seine Anwaltspraxis große Pläne, schreibt der 'Stern‘. Wenn es auch jetzt mit den politischen Prozessen vorbei sei, kämen dafür ja Aufträge von Westbürgern, die ihre Grundstücke wiederhaben wollten. Dafür fühle er sich als der richtige Mann.

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