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„Man müßte mich schon darum bitten“

■ Weiter Unklarheit über neuen Intendanten der Philharmoniker / Übergangsvertrag von Festspielchef Eckhardt läuft aus

Über den neuen Intendanten des Berliner Philharmonischen Orchesters herrscht weiterhin Unklarheit. Der Übergangsvertrag des amtierenden Intendanten und Leiters der Berliner Festspiele, Ulrich Eckhardt, läuft am 30. Juni 1990 aus. Bei seiner Berufung im vergangenen Herbst hatte die Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten mitgeteilt, daß eine endgültige Entscheidung über die zukünftige Intendanz am 31.März auf Vorschlag einer Findungskommission getroffen werden sollte, die sich aus Vertretern des Orchesters und der Senatsverwaltung zusammensetzt.

Die Findungskommission teilte gestern auf Anfrage mit, es gebe noch keine Entscheidung für einen neuen Intendanten. Rudolf Watzel vom Orchestervorstand der Philharmoniker sprach von einer „komplizierten Angelegenheit“ und verwies auf die bisherige „Zwitterstellung“ des Intendanten, sowohl als Manager die Verwaltung zu führen als auch künstlerische Programme zu erstellen. Seit anderthalb Jahren sei auch die Stelle des geschäftsführenden Direktors für das Philharmonische Orchester unbesetzt.

Eckhardt seinerseits sagte, eine kürzlich verbreitete Meldung, er werde als Philharmoniker-Intendant aufhören, stamme nicht von ihm. „Mich hat niemand gefragt.“

Er habe sich aber schon deshalb nicht bis zu dem festgesetzten Termin am 31. März entscheiden können, weil mit ihm keine Gespräche über die Modalitäten geführt worden seien. „Man kann nicht von mir erwarten, daß ich mich bewerbe. Ich bin kein Bewerber. Man müßte schon an mich herantreten und mich bitten, ein Amt zu übernehmen.“ Er würde in einem solchen Falle sagen „ja, aber...“ oder „nein, weil...“. Auf alle Fälle könne man die beiden Tätigkeiten, Intendanz der Philharmoniker und der Berliner Festspiele, nicht auf Dauer zusammen ausüben.

Eckhardt sprach sich dafür aus, die Philharmonie „zu einem wirklich vitalen Musikzentrum“ zu machen. Sie müsse „nicht nur ein grandioses Reproduktionsinstrument“ sein, sondern auch „ein vitales Haus für die aktuelle Musikpflege mit allen ihren Verästelungen“.

dpa

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