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Hrdlickas vergebliche Affenliebe zu Berlin

■ Klage Alfred Hrdlickas wurde vor dem Verwaltungsgericht abgewiesen/ Der Wiener Bildhauer war von der Hochschule der Künste entlassen worden, weil er angeblich seiner Lehrverpflichtung nicht nachgekommen war

Berlin. Das Verwaltungsgericht hat gestern eine Klage des Wiener Bildhauers Alfred Hrdlicka gegen die Hochschule der Künste abgewiesen. Der Künstler hatte gegen seine Entlassung als Professor an der Hochschule vom 3. Oktober 1989, die am 27. Dezember 1990 bestätigt wurde, geklagt. Die damalige Wissenschaftssenatorin Barbara Riedmüller (SPD) hatte Hrdlicka vorgeworfen, er komme seinen Lehrverpflichtungen in Berlin nicht im geforderten Umfang nach.

Die Entlassung war damit begründet worden, daß der Bildhauer zum Wintersemester 1989/90 eine Lehrtätigkeit in Wien antrete, ohne Berlin von diesem Schritt verständigt zu haben. Außerdem habe er Anfragen über seine konkrete Tätigkeit an der Berliner Hochschule nicht beantwortet und den Dienstherrn nicht über seinen Wiener Hauptwohnsitz unterrichtet.

Hrdlicka bestritt vor dem Gericht erneut diese Vorwürfe. Der HdK sei von Anfang an bekannt gewesen, daß er in Wien seinen Hauptwohnsitz habe. »Niemals hat mir ein Mensch gesagt, ich soll meinen Hauptwohnsitz nach Berlin verlegen«, meinte der Künstler. Das sei für ihn als österreichischer Steuerzahler auch gar nicht möglich. Das sähe sonst nach Steuerflucht aus.

Er habe zugunsten der Stelle in Berlin eine lebenslange Professur in Stuttgart aufgegeben, weil er eine starke Bindung an Berlin habe. Plötzlich sei in Berlin ein Paragraph aus dem Ärmel gezogen worden. »Das Materielle ist das Absurdeste an der ganzen Sache«, so Hrdlicka. Er habe seinem Assistenten Hans Sailer die Wohnung bezahlt und ihm eine Zeitlang sein halbes Gehalt gegeben. »Man könnte auch sagen: Welche Affenliebe habe ich zu Berlin gehabt?« meinte der Künstler.

»Im Verhältnis zu dem, was ich als Kapazität einzubringen habe, find' ich's eine Schweinerei«, sagte der 64jährige. Seinen Ruf in Wien habe er erst angenommen, nachdem er in Berlin entlassen worden sei.

Nach Angaben von Hrdlickas Anwalt, Kurt Groenewold, hatte der Künstler während seiner Lehrtätigkeit in der Berliner Bundesallee eine Wohnung von einem anderen Hochschulprofessor übernommen. Nach seiner Ansicht werde aus den Akten auch deutlich, daß es der Berliner Wissenschaftsverwaltung darum gegangen sei, »einen unliebsamen Professor loszuwerden«. Hrdlicka wies darauf hin, daß einige seiner Berliner Schüler ihm sogar nach Wien gefolgt seien. Mit anderen habe es Auseinandersetzungen gegeben. Er diskutiere nicht über künstlerische Leistungen, die er für lächerlich halte.

Der Künstler hatte bereits in Stuttgart Auseinandersetzungen über seine Anwesenheit am Lehrstuhl. Mit dem Hamburger Senat hatte er sich 1989 wegen eines nicht fertiggestellten Denkmals überworfen. dpa

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