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Mächtig gegen schlapp?

■ Der Künstlergemeinschaft Thedekultur steht die Kündigung ins Haus

steht die Kündigung ins Haus

Wenn es nach der Schulbehörde geht, dann sollen schon Ende des Jahres die Staffeleien, Leinwände und Zeichenbretter aus dem dreistöckigen Backsteinbau in der Thedestraße 101 verschwinden und durch Tische, Bänke und Tafeln ersetzt werden. Die ehemalige Schule Thedestraße soll wieder Schule werden, die Gemeinschaft Thedekultur, eine seit acht Jahren beispielhaft funktionierende Nutzerkooperative von 30 bildenden Künstlern, Fotografen und Architekten steht auf der Straße.

Wut und Empörung machten sich gestern nachmittag beim „Tag der Offenen Tür“ in der Thedestraße Luft. „Einen Kulturabbau in dieser Größenordnung hat es in Hamburg noch nicht gegeben“, erklärte Jaakov Blumas, bildender Künstler und Dozent an der Fachhochschule Armgardstraße, der seit acht Jahren in einem Atelierraum in der Thedestraße arbeitet. „Es ist grotesk, daß die Kulturbehörde uns mit Stipendien auf die Beine hilft, um uns dann innerhalb von drei Monaten die Existenzgrundlage zu entziehen.“ Nicht ein einziges Mal hätten Vertreter der Kulturbehörde die Mühe unternommen, sich vor Ort anzuschauen, was „hier aufgegeben wird“. Und sie erschienen auch gestern nicht.

Im Frühsommer diesen Jahres hatte der Streit um die künftige Nutzung des Gebäudekomplexes Gestalt angenommen. Die Schulbehörde meldete an, wegen steigender Schülerzahlen müsse die Grundschule in der Chemnitzstraße erweitert werden, die 1985 unter anderem wegen Baumängeln geschlossene Thedeschule wieder als solche genutzt werden. „Mehr tun, als die Schulbehörde von der Suche nach Alternativen zu überzeugen“, habe die Kulturbehörde nicht tun

1können, erklärte gestern Hinrich Schmidt-Henkel, Sprecher der Kulturbehörde. „Unsere Einflußmöglichkeiten sind ausgeschöpft.“

Eine Alternative sieht jedoch Peter Becker, zuständiger Leiter der Bauabteilung in der Schulbehörde, nicht. Am 1. August 1993 müßten die ersten Räume für Schüler und Lehrer bezugsfertig sein. Deshalb sei der Antrag der GAL in der Bezirksversammlung Altona, der einen mehrgeschossigen Erweiterungsneubau für die Schule Chemnitzstraße vorschlägt, wenig realistisch. „Entscheidend ist der Zeitfaktor nicht die Kostenfrage“, so Becker, „und wenn man nichts anders hat, ist auch das weniger geeignete immer noch geeignet.“

Die Prognose über ansteigende Schülerzahlen und damit wachsen-

1den Raumbedarf, so Ateliermieter Norbert Frensch, wären seit drei Jahren bekannt. Es könne auch nicht darum gehen, die Nutzungskonzepte 'Kinder oder Künstler' gegeneinander auszuspielen, vielmehr, so Jaakov Blumas, stünden hier die Interessen einer „übermächtigen Schulbehörde“ denen einer „schlappen Kulturbehörde“ gegenüber, „die nur ihre eigene Ohnmacht verwaltet“. Dieser „Rausschmiß“ sei eine „Beleidigung“, die Hamburgs bildende Künstler eigentlich nur mit Abwanderung quittieren könnten.

Womöglich werde man die jetzigen Thedemieter in einigen Jahren als „Experten einladen“, wenn mit vielen Millionen ein 'Ateliermodell Thedestraße' irgendwo anders installiert worden sei. mb

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