: „Die erste Seeschlacht ist gewonnen“
■ Bauschiff mit Materialien für die Sanierung der Oberbaumbrücke wurde versenkt
Kreuzberg/Friedrichshain. Eine Gruppe „Autonome PhysikerInnen des 20. Jahrhunderts“ hat an der Oberbaumbrücke ein Schiff versenkt. Auf der Schute befanden sich Geräte und Materialien, die für die Sanierung der Brücke zwischen Kreuzberg und Friedrichshain gebraucht werden. Wie die Polizei gestern mitteilte, habe ein Führer eines Fahrgastschiffes am Sonntag vormittag 100 Meter flußabwärts von der Oberbaumbrücke das auf dem Grund liegende Bauschiff entdeckt.
Ein Sprecher der Polizei teilte mit, daß die Stahlseile, mit denen der Kahn festgebunden war, beschädigt worden seien. Darüber, wie das Schiff versenkt wurde, wollte der Sprecher keine Angaben machen. In einem Bekennerschreiben, das der Polizei vorliegt, heißt es, daß „die erste Seeschlacht gewonnen“ sei. Der Frachtkutter der „Kemmer-Mafia“ sei von der Gruppe geentert, gekentert und in der Spree versenkt worden. Die Täter wollten den Herrschaften das Fürchten zu Land, zu Wasser und aus der Luft lehren. Offenbar sind weitere Anschläge zu erwarten, denn in dem Schreiben mit fünfzackigem schwarzem Stern wird angekündigt: „Bringen wir die neue unsinnige Brücke zum Einsturz.“
Im Zusammenhang mit der Oberbaumbrücke ist das nach Informationen der taz der sechste Anschlag. Schon mehrmals wurden Baugeräte und Zweigstellen der Firma Kemmer Erd-, Tief- und Wasserbau Ziele von Molotowcocktails. Größerer Sachschaden soll nach Angaben des Staatsschutzes bislang nicht entstanden sein. Wie hoch der Schaden an dem Bauschiff ist, könne erst abgeschätzt werden, wenn das Schiff geborgen sei, sagte gestern eine Sprecherin des Bauunternehmens. Welche Konsequenzen das Unternehmen aus den wiederholten Anschlägen zieht, war nicht zu erfahren. „Kein Kommentar“, war alles, was der technische Geschäftsführer verlautbaren ließ.
Die vorgesehene Verkehrsführung stößt inzwischen beim Denkmalschutz auf Kritik. Im parlamentarischen Kulturausschuß bemängelte der stellvertretende Leiter der Denkmalpflege der Stadtentwicklungsverwaltung, Jörg Haspel, das auf Grund des zu erwartenden Autoverkehrs die Fahrbahn um einen halben Meter aufgestockt werden müsse. Fußgänger bräuchten einen Spritzschutz. Dirk Wildt
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