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Neues Atomlager für Gorleben

In Gorleben soll ein riesiges Zwischenlager für Atommüll entstehen/ Von den Bauplänen erfuhr offiziell nur der Gemeinderat  ■ Von Hermann-Josef Tenhagen

Laut Tagesordnung stand nur die „Erteilung eines Einvernehmens zur Errichtung eines Abfallagers“. Der Bauantrag, der dann am späten Montag abend auf der Gemeinderatssitzung in Gorleben zur Abstimmung anstand, war eine politische Bombe: Das „Abfallager“ entpuppte sich als eine riesige Erweiterungsanlage des Atommüllzwischenlagers in Gorleben. Das Dorf sollte dem Bau einer Halle von 110 Meter Länge und 75 Meter Breite zustimmen, in der die Brennelementelagergesellschaft Gorleben (BLG), eine gemeinsame Tochter der Atomstromerzeuger, demnächst 150.000 Tonnen mittel- und niedrigradioaktiven Müll unterbringen will. Der strahlende Abfall soll zusätzlich zu dem bisher geplanten Endlager für hochradioaktiven Müll seinen Weg ins Wendland nehmen, um dort auf eine nicht absehbare Endlagerung zu warten.

Das Abstimmungsergebnis im Gemeinderat war vertraut. Die vier Stimmen der CDU reichten gerade aus, das notwendige Einvernehmen zu signalisieren. Notwendig sei die 19 Meter hohe Stahlbetonhalle, weil sich die Inbetriebnahme des Endlagers Schacht Konrad erkennbar verzögere, hatte die BGL argumentiert. Sie hatte nicht vergessen zu erwähnen, daß im Zusammenhang mit dem 29-Millionen-Mark-Projekt „weitere erhebliche Investitionen im Landkreis Lüchow-Dannenberg getätigt werden“. Atompolitik mit bundesweiten Auswirkungen werde inzwischen auf dem Dorf gemacht, spottete der Sprecher der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg, Wolfgang Ehmke.

Zuständig für den Bauantrag ist die Bauaufsichtsbehörde, die atomrechtliche Genehmigung muß sich die BLG jedoch bei der Gewerbeaufsicht in Lüneburg besorgen. Deren Leiter Manfred Schmidtchen wußte gestern zwar, „daß die so etwas vorhaben“. Von dem Bauantrag der BLG sei er aber am Dienstag morgen auch überrascht worden. Selbst die Vorbesprechungen für ein Strahlenschutzverfahren müßten noch eingeleitet werden. Schmidtchen fand die Geheimhaltungspolitik der BLG nicht ungewöhnlich. „Ohne das Einvernehmen der Gemeinde läuft überhaupt nichts.“ Es sei daher auch gescheit, in das kostspielige Verfahren nach dem Atomrecht erst einzusteigen, wenn klar ist, daß überhaupt die Chance für eine Baugenehmigung besteht. Die BLG ist da zuversichtlich. Sie will schon den ersten Atommüll Ende 1994, Anfang 1995 einlagern.

Die Kritiker des Projekts von der BI Gorleben bis zum BBU sahen durch das Vorgehen der BLG die Atompolitik der rot-grünen Landesregierung auf dem Prüfstand. BBU-Sprecher Eduard Bernhard vermutete Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) hinter dem Projekt.

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