Art Deco für „Glocke“

■ Architekten teilen Bedenken gegen Umbau

Die „Interessengemeinschaft Bremer Haus“ will eine breite öffentliche Debatte um die vom Bremer Senat beschlossene Sanierungskonzeption herbeiführen. Schon seit einem Jahr hat die Initiative auf die erhaltenswerten Art Deco-Stilelemente sowohl der Fassade wie der Inneneinrichtung hingewiesen. Es sei ein Glück, so formulierte die Initiativen-Sprecherin Helga Noltenius, daß die Domgemeinde in den vergangenen Jahrzehnten kein Geld für eine Anpassung der Glocke an den Stil der 50er Jahre gehabt habe. Auch Kriegszerstörungen habe es kaum gegeben, so daß heute sogar die Original-Toiletten-Stühle aus den zwanziger Jahren noch funktionstüchtig an ihrem Platz stünden.

In vielfachen Gesprächen mit dem Architekten Müller-Menckens, der den Entwurf zur Modernisierung der Glocke zu verantworten hat, und mit der Architektenkammer hat die Initiative schon einige Zugeständnisse zum Erhalt des Art Deco-Stils erreicht. Insbesondere die früheren Pläne, die Fassade zum Domshof hin für ein Restaurant zu öffnen, sind mittlerweile vom Tisch. Noch nicht endgültig zu den Akten gelegt sind derweil die Pläne, den Treppenaufgang im Inneren der Glocke abzureißen, um dort ein zum Kreuzgang hin offenes Restaurant zu ermöglichen. Gegen diese Pläne konzentriert sich derzeit der Widerstand der „Interessengemeinschaft“: Wenn man die Inneneinrichtung und die Gestaltung der Decke erhalten will, kann die Treppe nicht einfach an anderer Stelle in die Decke gebrochen werden.

Im Oktober 1992 hat der Bremer Denkmalpfleger mit ausdrücklicher Erwähnung der „Hinweise privater Kreise“ seine frühere Stellungnahme zum Glockenumbau „modifiziert“: „Der Standort der Treppe muß unverändert bleiben“, heißt es in der neuen Stellungnahme auf dem Oktober 1992. Auch die „undifferenzierte Öffnung“ der bisher als Restaurant betriebenen Räume ist für den Denkmalpfleger nicht akzeptabel, weil „die im höchsten Maße zeittypische Decke des unteren Foyers“ sich dort eben nicht fortsetzt und „die gesamte Ausstattung der 20er Jahre“ verloren gehe.

Die Architektenkammer Bremens hat in ihrer Stellungnahme die Pläne für eine eigenständige Gastronomie in der Glocke ebenfalls abgelehnt. Einerseits sei dieses Projekt „unwirtschaftlich“, so ihr Urteil. Großküchen- Einrichtungen, die modernen hygienischen Auflagen entsprechen, müßten erst noch eingebaut werden. Andererseits würden die dadurch erforderlichen Umbaumaßnahmen „erheblich in die Substanz des Baudenkmals eingreifen“.

Die Architektenkammer lehnt insbesondere auch die Verlegung des Treppenaufganges ab, „da hier der Zugewinn an Qualität in keinem Verhältnis zum Substanz-Verlust in diesem Raumgefüge steht“.

Die Interessengemeinschaft Bremer Haus ist mit ihrer beeindruckenden Sammlung von Dias, die den architektonischen Wert der Glocke anschauliche demonstrieren, auf die nächsten Sitzung des Beirats Mitte eingeladen. K.W.