Offener Brief

■ Die Musikpädagogen der Uni protestieren

Sehr geehrter Herr Scherf!Mit Freude haben wir erfahren, daß Sie mit 1.000.000.000,- Mark (in Worten: einer Milliarde) die Zukunft der Bremer Hochschulen und der Universität rosarot zu gestalten gedenken, ja sie „fachlich arrondieren“, „modernisieren“, geradezu „auf Hochtouren bringen“ wollen.

Hoffentlich kommt dem quantitativen (50 Prozent mehr Studenten) der qualitative Ausbau gleich, und nicht nur in einigen wenigen medienwirksamen Bereichen. So unterrichten beispielsweise im „Institut für Musikpädagogik“ an der Universität zur Zeit 53 Lehrkräfte im musikpraktischen Bereich (Instrumental-und Gesangsausbildung), davon sind 3 (drei!) fest angestellt. Die restlichen 50 leisten, bei gleicher Qualifikation, als Lehrbeauftragte die gleiche Arbeit (gutachterlich bestätigt), ohne in gleicher Weise angestellt und bezahlt zu werden! In den letzten drei Jahren ist die Vergütung nicht mehr gestiegen, im Gegenteil: Sie ist um rund 20 Prozent herabgesetzt worden und beträgt, verglichen mit derjenigen der Festangestellten, nun nur noch etwa ein Viertel.

Einseitig setzte die Behörde ein Vertragskonstrukt fest („Berufung in ein öffentlich-rechtliches Rechtsverhältnis besonderer Art“), das einzig unter dem Aspekt der Umgehung von Arbeitnehmerrechten gewählt wurde. Die Folgen sind: keinerlei Sozialversicherungen, keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, sachlich unbegründete Vertragsbefristung etc. In der privaten Wirtschaft wäre die Umgehung tariflicher Regelungen durch bloße Vertragsumbenennung ein Skandal!

So etwas dürfte dem öffentlichen Arbeitgeber, besser gesagt: Ihnen, zumal nach Ihren Erfahrungen mit der Jugend- und Volksmusikschule, eigentlich nicht mehr unterlaufen. Es ist grotesk, daß es der Behörde trotzdem immer noch möglich ist, hochqualifizierten Unterricht im Hochschulbereich mit tagelöhnerähnlicher Bezahlung abzugelten!

Wir erwarten, der Dringlichkeit des Problems wegen, eine baldmöglichste Antwort (einen Gesprächstermin betreffend), spätestens bis Mitte Dezember.

Mit freundlichen Grüßen

Die Lehrbeauftragten des Institutes für Musikpädagogik

(übergeben am 23.11.)