Nur kalter Kaffee in der Vierdorf-Kommune

■ 3:0-Sieg für die VGAH gegen Tübingen / Doch mit Frauenvolleyball ist kein Norderstedter vom Adventskaffee wegzulocken

Detlef Swarz ist kein Mann, dem man Schlimmes vorwerfen könnte. Seine durchweg friedliche Gesinnung, selbst sein Ton, den er während der Übungsstunden seiner ihm anvertrauten Volleyballerinnen der VG Alstertal-Harksheide anschlägt, bleibt moderat. Auch der Umstand, daß zum Spiel der momentan fünftbesten Frauenequipe dieser Sportart in die Norderstedter Falkenberghalle nur dreißig Zuschauende (plus 60 AnhängerInnen des Gastteams) sich einfanden, erfuhr aus dem Mund des vor drei Jahren aus der DDR rübergemachten Sportlehrers nur milde Kritik: „Es ist der erste Advent, es ist schlechtes Wetter und alle Leute trinken Kaffee“, erläuterte er nach dem gut einstündigen Spiel, das seine Spielerinnen mit 3:0 für sich entscheiden konnten.

Die Gegnerinnen, die Vierten der letzten Spielzeit von der TSG Tübingen wurden im ersten Satz vor allem dank bravouröser Abwehrarbeit mit 15:12 niedergehalten, im zweiten Durchgang schließlich mit 17:16 niedergemacht - zu starker Tobak für die Schwäbinnen, die am Ende den dritten Satz durcheinander spielten, daß sie ihn mit 1:15 abgeben mußten.

Nach der knappen 2:3-Niederlage gegen den Meister USC Münster war dies, so Schwarz, „ein wichtiger Sieg, um uns wieder aufzubauen.“ Chancen auf mehr, also auf Erreichen der Playoffrunde, räumen sich die Norderstedterinnen, die erst allmählich den Abgang des Trainers Knut Rettig und seiner Lebensgefährtin, Angreiferin Andrea Marunde, wegzustecken scheinen, noch allemal ein. „Entscheidend war heute, daß wir einen unmittelbaren Konkurrenten geschlagen haben“, so Schwarz, darauf hoffend, daß die Heimstärke seiner Frauschaft in den kommenden Spielen auch gegen vor seinem Team

1plazierte Vereine „durchschlagen“ werde.

Und während die Alstertal- Harksheiderinnen entspannt, ja fast gelangweilt aus der Halle schritten, mutmaßte man bei der TSG Tübin-

1gen offenbar darüber, warum es immer noch nicht funktioniert, wie in der vergangenen Saison: überraschende Angriffe, knallharte Schüsse und präzise Angaben. Ulrike Schmidt, die den USC Münster eigens deswegen verlassen hat, um bei der TSG sportliche Meriten sammeln zu können, murmelte hernach etwas vom „beschissenen Block“, womit sie sehr richtig lag. Immerhin: Im CEV-Pokal sind die Tübingerinnen noch dabei, die nächste Qualifikation ist allerdings vertan.

Für die VGAH freilich noch nicht. Doch selbst wenn sie sich für den CEV-Pokal qualifizieren sollte, hieße das noch nicht, daß nun die vierdörfliche Kommune Norderstedt begänne, sich für Frauenvolleyball zu interessieren. „Das ist doch eher ein Sport für Esoteriker“, wußte ein Mitglied der Fördergemienschaft des Vereins, der seinen Namen allerdings nicht preisgeben mochte. „Ich glaube, man muß das entspannt sehen: Ohne Fans wird man auch nicht so leicht von ihnen unter Druck gesetzt.“

Arne Fohlin