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Harziger Wein und Betrügereien

■ Über das Vergnügen, gewisse Zeitungen zu lesen, und die Mentalität der Bewohner Griechenlands fern vom Sonnenstrand

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Harziger Wein und Betrügereien Über das Vergnügen, gewisse Zeitungen zu lesen, und die Mentalität der Bewohner Griechenlands fern vom Sonnenstrand

Der Grieche als solches ist korrupt. Wenn er nicht gerade seine Gäste mit harzigem Wein, geschnetzelten Fleisch und Knoblauchquark abfüttert, bescheißt er mit Vorliebe beim Sport, glaubt man den Herren Andresen (Morgenpost) und Köstner (Bild).

10000 harte Deutschmark sollen die albanischen Schiedsrichter Andre Xhory und Cogo Gjoka vom griechischen Volleyball-Pokalsieger Aris Saloniki in die Hand gedrückt bekommen haben, um das eine oder andere Pünktchen zu Ungunsten des 1. Volleyball-Clubs Hamburg zu werten.

Ein Skandal der Methode hat, so liest man weiter in den Boulevardpostillen. Im Basketball etwa, einer Sportart also in der wir arme Deutschen auch eher zweitklassig sind, hagelt es unentwegt Proteste, klärt die einsilbige Zeitung ihre zu jedem Entsetzten bereite Leserschaft auf. Das dreisilbige Stoppt-Den-Haß- Button-Blatt sieht die Probleme eher nur auf den Volleyballsport beschränkt. Der Schiedsrichterbeobachter war ein Grieche, der für die Schiedsrichter-Ansetzungen zuständige Mensch beim Volleyballverband hat ebenfalls einen Paß, der ihn als Angehöriger dieser Nationalität ausweist. Proteste sind also zwecklos.

Rausgekommen ist der ganze Skandal durch eine Äußerung von Salonikis Star, dem Dänen Jan Larsen, gegenüber Olaf Korf vom 1. VC, der nordisch-integer auf den wohlfeilen Kauf der albanischen Schiedsrichter hinwies. In Italien, so liest man weiter, wird griechischen Schiedsrichtern, inzwischen 50000 Mark für „gutes Pfeifen“ gezahlt. Tarife, bei denen der sich stets in Geldnöten befindliche Club aus Hamburg nicht mithalten kann. So bleibt Bernd Schlesinger, Übungsleiter des Clubs, nur die Hoffnung auf sportliche Wiedergutmachung. „Wir können uns nur mit Heimsiegen und einem Erfolg in Spanien wehren“, äußert sich der angehende Pädagoge kämpferisch angesichts der Schmach. Darauf hoffen auch die Herren Andresen und Köster, denn laut Aussage eines namhaften Hamburger Sport- Journalisten, würden sie beim Niedergang des 1. VC ihres Jobes verlustig werden. A.C.

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