Schüler sauer auf Behörde

■ Wegen Schulbesetzung geheimen Bericht an Schulleiter geschickt

an Schulleiter geschickt

Rund 1000 Schüler haben gestern früh in der Hamburger Innenstadt für Menschenrechte und gegen die Änderung des Artikels 16 demonstriert. „Wir dürfen es nicht zulassen, daß die Politik sich durch rechten Terror erpressen läßt“, schallte es vom Lautsprecherwagen. Die Schüler, die überwiegend von Eimsbüttler Schulen kamen, aber auch aus Bergedorf, Barmbek und Wandsbek angereist waren, hatten für den Protestmarsch den Unterricht verlassen — viele mit einem Schreiben an die Eltern in der Tasche, daß ihre Teilnahme gegen das Schulgesetz verstoße und als unentschuldigtes Fehlen gilt.

„Irgendwie müsssen wir ja zeigen, daß wir dagegen sind“, sagt Nina von der Gesamtschule Stellingen. Lichterketten findet sie nicht ausreichend: „Da stellen sich die Politiker ins gute Licht.“ Bereits am Donnerstag war das Gymnasium Kaifu besetzt worden (taz berichtete). Nach einer abendlichen Podiumsdiskussion und einem Rockkonzert übernachteten rund 100 Schüler in Schlafsäcken im Gebäude.

Im Vorwege der Aktion, die parallel auch an der Gesamtschule Bergedorf stattfand, hatte es viel Aufregung gegeben. Kaifu-Schulleiter Reiner Schmitz hatte öffentlich geäußert, der Protest sei maßgeblich „von außen gesteuert“ worden. Schließlich hatten 24 Schüler namentlich für die Aktion verantwortlich gezeichnet. Wie sich mittlerweile herausgestellt hat, geht die Verunsicherung auch auf ein Schreiben der Schulbehörde zurück.

Offenbar wurde ohne Wissen der SchülerInnenkammer (SKH) ein Bericht über die letzte Sitzung des Gremiums verfaßt und mit einem Anschreiben von Schulrätin Köster- Bunselmeyer an zahlreiche Schulleitungen verschickt. Dabei sollen die Beschlüsse der Kammer „wissentlich falsch“ dargestellt worden sein. „Wir haben ausdrücklich gesagt, daß wir die Besetzung unterstützen“, sagt SKH-Geschäftsführer Boris Lotze. In dem Behörden-Protokoll werde der Eindruck erweckt, daß die SchülerInnenkammer nur Aktionen unterstütze, die im gesetzlichen Rahmen sind. Lotze: „Der Satz ist falsch.“

Schulbehördensprecher Ulrich Vieluf räumte gestern gegenüber der taz ein, daß eine „Notiz eines Behördenmitarbeiters“ aus dem Haus gegangen sei, die nicht mit der Schülerkammer abgestimmt wurde. Wenn es stimme, daß dort falsche Sachen drinstehen, sei der Ärger gerechtfertigt.

Kaija Kutter