Nebelbomben- Geschichte

■ Betr.: Rezension taz 8.1.93

„Keinen Gedanken haben und ihn ausdrücken können, das macht den Journalisten“, hat Karl Kraus geäußert. So weit will ich nicht gehen, damit den ganzen Journalisten Lutz Wetzel zu charakterisieren. Aber für seine Rezension des Buches „Bremerhaven in zwei Jahrhunderten“ trifft dieser Satz zu — die bissigen und schön ätzend formulierten Zuspitzungen habe ich in mein Herz geschlossen, aber was er über das Buch schreibt, ist falsch.

Daß alltags- und regionalgeschichtliche Darstellungen immer in der Gefahr schweben, sich „durch ein Gebirge von Nebensächlichkeiten“ zu „wursteln“, ist richtig und gilt auch für die Autoren dieses Buches. Was Lutz Wetzel aber hier mit übersprudelnder Fabulierlust zerreißt, ist seine ganz persönliche Fiktion dieses Buches. Manchmal ist es wohl doch etwas riskant, ein Buch haptsächlich auf Grund der Kapitelüberschriften und des Schlagwortverzeichnisses zu rezensieren. Wenn dann noch der böse Blick hinzukommt, der nicht ins eigene Bild Passendes einfach wegfiltert, kommt eine solche „Nebelbombengeschichte“ heraus. Schade, ein bißchen mehr Ernsthaftigkeit hat das Buch wirklich verdient.

Detlef Kolze, Bremerhaven