: Bremer Shakespeare-Company weiht Londoner Globe-Theatre ein
Vielen Briten ist die Sache nicht ganz geheuer: die erste vollständige Vorstellung auf der Bühne des zu drei Viertel rekonstruierten Shakespeare-Globe-Theatre wird nicht von einer englischen Theatergruppe bestritten, sondern von einer deutschen. Die Bremer Shakespeare Company gibt von Freitag bis Sonntag (23.-25. April) ihre Produktion der Komödie „Die lustigen Weiber von Windsor“ auf deutsch zum besten.
Der amerikanische Schauspieler und Regisseur Sam Wanamaker, der die letzten 20 Jahre seinem Traum vom Wiederaufbau des Globe-Theatre am Südufer der Themse gewidmet hat, nennt gute Gründe für die Auszeichnung, die den Bremern mit dieser Premiere zuteil wird: „Erstens kommen der Stil und die Art, wie die Bremer Shakespeare spielen, dem Original am nächsten, und zweitens ist der Wiederaufbau des Globe-Theatre ein internationales Unterfangen, an dem sich auch andere Länder beteiligt haben. Dieser Geist soll nicht verloren gehen.“
Die 1983 gegründete Bremer Shakespeare Company weiß die Ehre zu schätzen. Norbert Kentrup, der in der Bremer Produktion den Falstaff spielt, ist von der originalgetreuen Freilichtbühne hingerissen. „Zum ersten Mal können sich Shakespeare-Schauspieler in die Zeit des Barden zurückversetzen. Sie werden verstehen, was es heißt, zum Herrscher oder zu den ,Groundlings' auf den Stehplätzen zu sprechen, und erleben, wie es sich ohne Bühnenbild spielt.“ Und um Shakespeare so originalgetreu wie möglich aufzuführen, verzichten die Bremer auf Schauspielerinnen: Alle zwölf Rollen werden von fünf männlichen Mimen besetzt.
Das Globe-Theatre, gegenüber der Kathedrale von St. Paul auf dem anderen Themse-Ufer gelegen, war zu Shakespeares Lebenszeiten eines der wichtigsten Theater, in dem ausschließlich die Werke des Barden aufgeführt wurden. 1613 brannte es nieder, wurde wieder aufgebaut und 1642 von den Puritanern abgerissen, um Wohnungen Platz zu machen. In den letzten 20 Jahren haben Sam Wanamaker, freiwillige Helfer und viele Künstler alles daran gesetzt, das Globe- Theatre originalgetreu zu rekonstruieren. Erschwert wurde die Sache durch bürokratische Hindernisse sowie durch die Weigerung des britischen Staates, auch nur einen Pfennig zu dem Projekt beizutragen.
Rosa Reinhardt/dpa
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