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Liebestrank in Hinterhofidylle

■ Donizettis komische Oper abseits vom Klischee

Donizetti wird lustig gespielt. Besonders „der Liebestrank“: Beim „L'Elisir d–Amore“ erwartet man folkloristisches Ambiente, schließlich spielt diese komische Oper in zwei Akten auf einem Gutshof. Hier sollen ein einfältiger Bauer und eine reiche Pächterin auf Umwegen zueinanderfinden. Man erwartet einen tumben Bauern als Titelhelden und viel Chorgeschehen.

„Der Liebestrank“, den Kirsten Harms in Bremen auf die Bühne stellte, ist anders: Er spielt in einem italienischen Hinterhof. In diesem teils armseligen, teils schmuddeligen Ambiente tauchen Donizettis Soldaten als Matrosen auf Landgang auf. Daß sie hier durchaus an der richtigen Adresse für amouröse Abenteuer sind, signalisieren einige Damen aus dem Chor mit Hüftschwung und locker ums Handgelenk baumelndem Täschchen: Den Gutshof hat die Hamburger Regisseurin so kurzerhand ins Leben geholt. Dort ist die Liebe, das Thema von Donizettis komischer Oper, auch weitaus besser untergebracht.

Nemorino (Ulf Oien) — für Kirsten Harms ist er liebeskrank und keinesweg ein bäuerlicher Tölpel. Sie präsentiert ihn als bedauernswerten Dichter. Adina (Audrey Luna), sonst eine reiche Gutspächterin — in Bremen kommt sie als attraktive Verführerin im neckischen Schwarzen daher. Ihr vorübergehender Verehrer und Beinahe-Bräutigam Belcore (Albert Dollin) — die Hamburger Regisseurin sieht in ihm den Draufgänger, ein bißchen Macho, ein bißchen Schürzenjäger, abenteuerlustig und leichtsinnig, wie man sich Seemänner so vorstellt.

Mit von der Partie: Dulcamara (Loren Christopher Lang), Quacksalber und Marktschreier, der berauschenden Bordeaux als vermeintlichen „Liebestrank“ verhökert. Und Gianetta (Christiane Iven), sonst Bauernmädchen und Wäscherin, in Kirsten Harms' italienischem Hinterhof ist sie eine Kellnerin, über neuesten Klatsch bestens informiert und deshalb als allgegenwärtige, interpretierende Figur durchaus stimmig in der Szenerie.

Immer mit im Bilde: der Chor — Männer beim Espresso- Schlürfen, beim Fenster-Kitten; Frauen beim Schwatzen, beim Federbetten-Lüften.

Musikalische Leitung: Istvan Denes /Inszenierung: Kirsten Harms / Ausstattung: Bernd Damovsky / Chöre: Theo Wiedebusch / Dramaturgie: Dagmar Birke

Die Premiere war am 17.4.

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Weitere Aufführungstermine: 25. u. 29. April / 4., 9., 20., 22., 24. u. 28. Mai, sowie im Juni im Theater am Goetheplatz

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