: Stricher und Ananas
Im Lichtmeß startet die Filmreihe ■ Das Japanische Kino
Japan – Land des Lächelns oder eher ein streng patriarchalisches System mit Platzproblemen für die Bevölkerung? Um der Realität jenseits schillernder Romantik und untergehender Sonne im Lande Nippons ein Stück näher zu kommen, zeigt das Lichtmeß eine Reihe von japanischen Gegenwartsfilmen. Eingebunden ist das Japanische Kino im Lichtmeß in die Hamburg-Tokioter Initiative Stadtteildialog, die zwischen Ottensen und dem vergleichbaren Stadtteil Mukojima einen regen Kulturaustausch ins Leben rief (taz berichtete).
Das Japanische Kino zeigt von heute an bis zum 9. Juni insgesamt sechs Filme, die zwischen 1988 und 1993 entstanden. Jana Lori, ehemalige DDR-Bürgerin und Japanologie-Studentin der Universität Hamburg, wählte die Filme aus und organisierte das Filmfest. Doch ihr Anspruch, sich anhand dieser im Schnitt recht konventionellen Filme „mit der Kultur Japans auseinandersetzen“ zu können, ist wohl etwas zu hoch gegriffen.
Den geringsten Anlaß zur Auseinandersetzung bietet wohl der Zeichentrickfilm Akira von Otomo Katsuhiro, der im üblichen billigen Japan-Stil Menschen mit großen Kulleraugen propagiert und in Animation und Story nicht über das Niveau der zahlreichen TV-Serien- Comics hinauskommt. Dagegen verspricht der 1993 gedrehte Film von Hashiguchi Ryosuke Leichtes Fieber eines Zwanzigjährigen anspruchsvolleres und kritischeres Kino. Erzählt wird die Geschichte eines jungen Studenten, der sich nachts als Stricher Männern darbietet und in dem Vater seiner Freundin einen Kunden wiedererkennt.
Die Entführung von Okamoto Kihachi, Zazie von Riju Go und Nowhere Man von Takenaka Naoto erzählen jeweils filmische Geschichten um Männer die versuchen, sich auf ihre Art und Weise im modernen Japan und seiner Gesellschaft zurechtzufinden. Von den skurrilen Bewohnerinnen und exzentrischen Bewohnern einer kleinen Insel im Okinawa-Archipel erzählt der Film Pineapple Tours von Makiya Tsutomu, Nakae Yuji und Toma Hayashi. Dieser Film, benannt nach dem Firmen-Logo eines der Hauptakteure, einer Ananas aus Pappmaché, verspricht ein Japan zu zeigen, das Individualismus liebt und schätzt. Doch ob das der Realität entspricht? Greta Eck
Die Entführung 7.5.; Pineapple Tours 12.5.; Zazie 19.5.; Nowhere Man 26.5.; Leichtes Fieber eines Zwanzigjährigen 2.6.; Akira 9.6.; jeweils 20 Uhr
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