Interview: Der Fußballarbeiter gibt auf
■ Gespräch mit Frank Rohde, Kapitän des Hamburger SV
INTERVIEW
Der Fußballarbeiter gibt auf Gespräch mit Frank Rohde, Kapitän des Hamburger SV
Frank Rohde der Kapitän will beim Hamburger SV zum Saisonende vorzeitig von Bord. Ist das tatsächlich Ihr voller Ernst?
Natürlich ist das mein Ernst. Ich bin 33 und 15 Jahre im Geschäft. Jetzt steht im Sommer der Liegestuhl bereit. Sonst habe ich bei 20 Tagen Urlaub immer schon zehn laufen müssen, um noch mitzuhalten. Präsident Hunke hat mir sogar noch einen Zwei-Jahres-Vertrag geboten, um mich umzustimmen. Aber darauf kommt es mir nun wirklich nicht an. Zu über 90 Prozent bin ich entschlossen.
Ein Jahr vor Auslaufen des Vertrages freiwillig in Rente zu gehen und auf ein Jahresgehalt zu verzichten ist für einen Profi nicht ganz normal. Wie soll das einer verstehen?
Ich habe die letzten drei Jahre 100 Prozent gepowert und mehr oder weniger die Verantwortung auf dem Platz getragen. Irgendwann ist man mal leer. Dann muß man den besten Zeitpunkt finden, um in guter Erinnerung zu bleiben. Dieser Zeitpunkt ist jetzt gekommen.
Sitzt die Enttäuschung über die Entwicklung beim HSV so tief?
Das zu sagen wäre übertrieben. Aber wir haben jetzt zwei Jahre gegen den Abstieg gespielt und an dieser Situation wird sich nicht viel ändern. Auch die Perspektive spielt eine Rolle. Das nächste wird wieder ein schwieriges Jahr. Ich habe nicht mehr die Power, um wieder der Vorkämpfer zu sein: Mein Spiel hat schon immer von der Physis gelebt. Es ist so, daß ich mich nicht auspfeifen lassen, sondern ordentlich verabschieden will. So behalten mich alle als anständigen Sportsmann in Erinnerung.
Welche Rolle spielt der Verkauf des Leistungsträgers Furtok?
Darüber ärgert man sich natürlich. Aber wenn es nicht machbar ist, ihn mit einem Drei-Jahres-Vertrag zu halten, dann ist es eben so.
Manager Bruchhagen sprach bei Ihnen von einer emotionalen Sache, die wieder vorübergeht...
Wenn ich keine Motivation mehr habe, kann ich der Mannschaft nicht mehr helfen. Dann geht die Leistung in die entgegengesetzte Richtung. Die Mannschaft hat sich zu oft auf Rohde verlassen. Jetzt müssen andere Spieler die Verantwortung übernehmen. Jetzt kann der HSV seinen Neubeginn machen.
Und niemand wird Sie umstimmen können?
Irgendwie hat auch Herr Hunke Verständnis für mich. Sein Angebot ehrt mich, aber ich habe mir die Sache seit vier, fünf Wochen gründlich überlegt. Wir treffen uns noch mal im Mai. Vielleicht mache ich noch ein Jahr. Aber eigentlich habe ich alles überdacht. Irgendwie muß ich jetzt hart bleiben. Interview: dpa
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