: RABA „bahnbrechend“
■ Umweltstaatsrat Uwe Lahl stellte Restabfallbeseitigungsanlage an.
Nachdem die Gerüchte um die Müllverbrennungsanlage (MVA) und das Bremer Abfallkonzept in den letzten Wochen Blüten getrieben haben, hob Umwelt-Staatsrat Uwe Lahl zum Gegenschlag aus. Erstmals wurde am Dienstag abend der Stand der Planung zur Restabfallbehandlungsanlage (RABA) öffentlich vorgestellt. 1997 soll die MVA dichtgemacht und ein Teil des Mülls in Bremerhaven verbrannt werden. Der Restmüll muß in Bremen entsorgt werden.
Wie, das ließ ein 50-Kopf-starkes Fachpublikum vom Staatsrat und den Vertretern der beiden Planungsbüros erklären. Die drei Säulen des Abfallwirtschaftskonzepts seien nach wie vor: Vermeidung, Verwertung, Behandlung und Entsorgung, erläuterte Lahl. Bei der Verwertung rechne man mit einem Anstieg der gesammelten Wertstoffe auf 50 Prozent von der Gesamtmüllmenge.
Die Planer haben es in Zahlen ausgedrückt: Für das Jahr 2000 rechnet man mit einer Müllmenge von 600.000 bis 834.000 Tonnen. Geplante Bestandteile der RABA sind Schad- und Störstoffentnahme, eine Art Umschlaglatz für den Müll, der nach Bremerhaven gehen soll, und zu guter Letzt verschiedene Bauteile einer Behandlungs-Anlage.
Drei Grundkonzepte der Behandlungs-Anlage stehen derzeit zur Diskussion und Überprüfung. Die erste Variante spielt die Möglichkeiten der sogenannten „kalten Vorbehandlung“ durch. Verfahrenstechnisch sind damit unterschiedliche Formen der Verrottung gemeint. Organisches Material kann entweder mit oder ohne Sauerstoffzufuhr verrotten. Unter Luftausschluß entsteht Biogas (Methangas) und diese gewonnene Energie könne wiederum genutzt werden, meinen die Planer. Das Übriggebliebene Material ginge danach auf die Deponie.
Welches der Verrottungs- bzw. Vergärungsverfahren in Frage käme, ist beim jetzigen Stand der Planung offen. Ebenso bei der zweiten Variante: Hier will man den Müll in einen nassen und einen trockenen „Müllstrom“ aufteilen. Verbrannt werden sollen nur die trockenen, organischen Rückstände. Der nasse Müll soll verrotten. Die chemische Variante könnte ein Teilbaustein der RABA sein. Hierbei würde man das Hydrolyse- oder Pyrolyse- Verfahren anwenden. Bisher werden diese Verfahren zur Verwertung von Kunststoff eingesetzt. Unter Druck oder Zugabe von Wasserstoff wird das Material quasi umgewandelt und kann in Form von Gas oder Ölen weiter genutzt werden.
Das Publikum wollte es konkreter wissen. Soweit sei die Planung jedoch nicht, beschied man die Leute. Anlagen-Bausteine in dieser Größenordnung gibt es weltweit noch nicht. „Es gibt keine Lösungen von der Stange“, sagte Lahl, „die RABA ist da ein bahnbrechendes neues Konzept.“ vivA
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen