: Kinotage nach Ulm
■ Die traditionsreichen Hamburger Kinotage kehren Hamburg den Rücken / Streit um Filmfest Hamburg schwelt weiter
kehren Hamburg den Rücken / Streit um Filmfest Hamburg schwelt weiter
Nachdem das diesjährige Filmfest im Streit zwischen der Filmfest-GmbH und der Kulturbehörde unrühmlich versenkt worden ist und die gegenseitigen Vorwürfe über die Schuld an diesem Debakel noch immer an die Oberfläche blubbern, verläßt ein anderes Filmboot jetzt den Hafen in Richtung Ulm. Die Kinotage, das jährliche Treffen der deutschen Programmkinos, das seit zwanzig Jahren in Hamburg ansässig war und aus dem das Filmfest Hamburg mitentstanden ist, wird nun vom 24. bis zum 26. September in der Domstadt abgehalten. Gründungsmitglied und Abaton-Chef Werner Grassman macht in einer Presseerklärung vom Donnerstag die Kulturbehörde für diesen Beschluß des Vorstandes der AG-Kino verantwortlich, den er persönlich bedauert, für den er aber Verständnis habe.
Ihr (der Kulturbehörde) „ungeschicktes Lavieren“ in Sachen Filmfest hätte „dafür gesorgt, daß es zu einem Konflikt zwischen Filmfest GmbH und der Stadt kam“, der schlußendlich zur Absage führte. Die AG Kino hatte ja bereits im März die Nase von der Ungewißheit um das Filmfest voll und war aus der gemeinsamen Organisation ausgestiegen. Neben den offiziellen Begründungen, insbesondere das Feilschen der Kulturbehörde um den Europäischen Filmpreis Felix für Hamburg, das zu unzumutbaren Verzögerungen bei Subventionszusagen geführt habe, werden von Grassmann und anderen Beteiligten vor allem Fragen des Umgangsstils für die Gräben verantwortlich gemacht.
In diesem Zusammenhang spricht Grassmann von „Kommandowirtschaft“ in der Kulturbehörde und einer „unnötig vergifteten Atmosphäre“. Dennoch habe man den „festen Willen, wieder auf einen Nenner zu kommen“. Sollten aber „die Querelen zwischen Kulturbehörde und AG Kino nicht bald beendet werden“, werden die Kinotage in Zukunft in den neuen Bundesländern stattfinden.
Hinrich Schmidt-Henkel, Sprecher der gescholtenen Behörde beteuert noch einmal, daß ihm der „Terz“ völlig „unerfindlich“ sei. Die Kulturbehörde sei häufig auf die Filmfest GmbH und die AG Kino zugegangen, aber es hätte nie ein „ertragfähiges Konzept gegeben.“ Und weiter: „Die Mittel sind da. Jetzt müssen die Betreiber ein langfristiges Konzept für das Filmfest erstellen.“ Daran arbeiten die Beteiligten jetzt. Sollte dies nicht gelingen, werde die Behörde, so Schmidt-Henkel, „dafür sorgen, daß das Hamburger Publikum ein Filmfest-ähnliches Angebot bekommt.“ Till Briegleb
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