piwik no script img

Manager! Zur Breminale!

■ Von der Stadt verlassen! Kein Zaun! Trotzdem relativ unverdrossen: die Breminale kommt! Vom 27.-31. Mai

Wer wie Veltins Gutes im Schilde führt, ist natürlich ein gern gesehener Sponsor! Aber leider gibt es wenig derart nette Sponsoren. Die Regel sind unspendable Senatoren. Zum Beispiel der Herr Jäger, Wirtschaftssenator.

Bitter klangen gestern alle Beteiligten der Pressekonferenz, darunter auch Frau Trüpel, selber Senatorin. Wenigstens zahlt sie was und ist nicht ganz so gemein wie Jäger, der keinen Pfennig zur Breminale zuschießt — vermutlich wegen weltanschaulicher Vorbehalte. Wir vermuten, daß Jäger unter Kultur einen Standortfaktor für Manager versteht. Der erste Jacobs-Ressortleiter, der also seinen Wohnsitz wegen der Breminale nach Bremen verlegt, könnte viel bewirken! Die Breminale ist eben nicht von dem Speck, mit dem man Manager und ihre Mäuse fängt. Was läuft da schon rum außer soziokulturellem Gesocks oder etwa Kinder, soweit das Auge reicht. Die Breminalemacher sind darum dem Herrn Jäger ziemlich übel gesonnen, denn hat nicht ihr kleines Festival am Weserrandstreifen längst Größe? Nehmen nicht mittlerweile auch vermummte Schlipsträger das Ambiente in Anspruch? Als ein Beweis für den Sog bis ins europäische Umland haben schon, wie gestern verlautete, über 100 Bluesfreunde im Hotel Mercure gebucht!

Insgesamt sollen 200 Künstler aus 20 Ländern Bremens Ufer zieren; wieder soll es nur so wieseln auf den Wiesen und zwischen zwei Zelten und zehn Erlebnisstationen für die Kleinen.

Es wird geben: Pop aus Usbekistan, ein HipHop-Festival mit den besten Bands aus deutschem Untergrund, zwei Blues-Nächte (daher die Blues-Freunde) mit sieben US-Bands, Weltmusik sowieso, ein Harfenfestival, ein Frauenbandabend, Jazz aus Frankreich und der Türkei — selbstverständlich gaukeln auch wieder welche querbeet und gibt es Open-Air-Kino und was zu essen und vermutlich überall Veltins.

Klingt doch alles schön und gut, aber Harald Siegel, von den Breminale-Machern für die Finanzen zuständig, ist und ist unglücklich — weil er eben im Regen steht, auch wenn die Sonne scheint: DM 60.000 bis 120.000 Miese sind einkalkuliert, da muß man doch herzhaft jammern und klagen!

Nein, ruft am Ende beherzt und sinngemäß der Werbeagent Hermann Pölking-Eiken, wir müssen uns doch verkaufen, Jungs! Erinnert euch, wie stark wir in die Werbung investiert haben! Wir sind doch bloß von der Stadt, aber nicht von Gott und der Welt verlassen! Denkt an die eigene Leistung! Die hochwertige Kundenschicht der 30-40jährigen Kaufkräftigen! Und all die Arster und Hemelinger, die erstmals den Pop aus Usbekistan hören möchten! Da stecken wir doch das parallel stattfindende Stadtfest in die Kühltasche! Und erwirtschaften unseren Gewinn einfach selber!

Au ja. Wir kommen auch alle. Damit das Jammern mal ein Ende hat. Claudia Kohlhase

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen