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Schwarz-weißgemalte Positionen

■ betr.: "Vom Recht auf Zensur", taz vom 28.5.93

betr.: „Vom Recht auf Zensur“, (5. Filmforum Ethnologie und Dritte Welt in Freiburg),

taz vom 28.5.93

Es ist bedauerlich, daß Dorothee Wenner nicht in der Lage war, über den Rand ihres dogmatisch- ideologisch geprägten Weltbildes hinaus zu schauen. Der Bericht vom 28.5.93 reduzierte sich somit allzu oft auf falsch interpretierte und schwarz-weiß gemalte Positionen.

Spätestens seit den Filmen von McDougall diskutieren Ethnologen darüber, die „Ethnographierten“ (Wenner) in die Filme miteinzubeziehen. Außerdem sind ethnographische Filme per definitionem kultur- bzw. themenabhängig, die „subjektive Nähe“ (Wenner) wird also a priori von der „ethnographierten“ Ethnie und der jeweiligen Situation geprägt. Das wurde jedenfalls in der Diskussion im Anschluß an Steinecks Film „Tarhalamt – die Salzkarawane“ ausführlich besprochen, bei der Dorothee Wenner wohl tief und fest geschlafen haben muß – wenn sie überhaupt anwesend war.

Anstelle der bekannten, oft romantisierend dargestellten blauen Tuareg-Ritter zeigt Steineck einen Karawanenalltag ehemaliger Sklaven. Dieses Wüstenproletariat verfügt über ein speziell-akkumuliertes Wissen, das sich in ihrer (Karawanen-)Technik und Organisation ausdrückt, um so sich selbst und die Bewohner der Ténéré-Oasen, versorgen zu können. Dorothee Wenner konnte in diesem Zusammenhang ihren (hoffentlich ungewollten) Zynismus und Ethnozentrismus wohl nicht verbergen: Sie reduzierte den (filmisch dokumentierten) Wert dieser Arbeit auf „Knoten-künste und Dattelkäufe“ (Wenner). Warum Dorothee Wenner Steinecks Position als „extrem“ bezeichnete, weil der zusätzlich Fernsehversionen „präsentiere“, bleibt unverständlich. Denn Steineck machte sowohl in der Diskussion als auch dem SWF-Fernsehen gegenüber deutlich, daß ethnographische Filme unbedingt auch adressatenbezogen sein müssen. Es ist richtig, wenn Steineck dazu anmerkt, daß gerade in diesen Zeiten eine Anti-Fernsehen- Haltung nicht nur falsch, sondern gefährlich ist. Der ethnographische Filmemacher als Vermittler zwischen seiner und der „fremden“ Kultur, kann nur über das Fernsehen die breite Öffentlichkeit erreichen und dazu beitragen, den Fremdenhaß abzubauen. Francesca Skroblies, Göttingen

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