piwik no script img

Bosnien: Mehr Flüchtlinge erwartet

■ UN-Schutzzone Srebrenica seit Wochenende ohne Wasser

Berlin (dpa/epd/taz) – Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) rechnet für das nächste halbe Jahr mit einem Anstieg der Zahl der Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina um 200.000 auf 2,5 Millionen. Über mögliche Auswirkungen der anstehenden Dreiteilung Bosniens wollte UNHCR-Sprecherin Sylvana Foa gestern in Genf nicht spekulieren.

Beobachter gehen jedoch davon aus, daß eine Aufteilung neue Flüchtlingsbewegungen zur Folge haben wird.

Die Einwanderungsminister Dänemarks und Schwedens werden nun beizeiten die Grenzen ihrer Länder dichtmachen. Ab Ende nächster Woche benötigen Flüchtlinge aus dem bosnischen Kriegsgebiet dort ein Visum zur Einreise. Bis Anfang August sollen an den Grenzen Bosniens Anlaufstellen eingerichtet werden, in denen ausreisewillige BosnierInnen Asylanträge stellen können.

Mehrere tausend nach Kroatien geflüchtete MuslimanInnen aus Bosnien sind nach Angaben des Deutschen Mennonitischen Friedenskomitees von einer „zweiten Vertreibung“ bedroht. Sie hielten sich derzeit nahe der Hafenstadt Split in Hotels und Ferieneinrichtungen auf, die als serbisches Eigentum vom kroatischen Staat beschlagnahmt worden seien und jetzt verkauft werden sollten. Vermutlich insgesamt 10.000 Muslime, vor allem Frauen und Kinder, seien vor die Wahl gestellt, entweder nach Pakistan, in die Nähe der serbisch besetzten Gebiete Kroatiens oder aber auf die Adria-Insel Obonjan weiterzureisen.

Vermutlich serbische Truppen sprengten am Wochenende nach Informationen der Washington Post die Trinkwasser-Pumpstation der UN-Schutzzone Srebrenica im Osten Bosniens. In der offiziell von UN-Schutztruppen demilitarisierten Stadt, in der über 60.000 meist muslimische Flüchtlinge Zuflucht gefunden haben, grassieren nach diesen Angaben Krätze, Durchfallerkrankungen und Hepatitis.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen