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Wolf-Spionin packt aus

■ Johanna Olbrich alias Sonja Lüneburg bekennt sich zu ihrer Spionagetätigkeit

Düsseldorf (AFP) – Die mutmaßliche DDR-Top-Spionin Johanna Olbrich alias Sonja Lüneburg hat zugegeben, von 1969 bis 1985 die FDP für die Ostberliner Stasi-Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) ausspioniert zu haben. Dabei habe sie unter anderem Informationen über die Mitglieder von Parteigremien und der FDP- Bundestagsfraktion zusammengetragen, räumte Olbrich am Dienstag als Zeugin beim Düsseldorfer Prozeß gegen den langjährigen DDR-Spionagechef Markus Wolf ein. Die heute 66jährige war als Sekretärin des mittlerweile verstorbenen FDP-Bundestagsabgeordneten William Borm und des ehemaligen Bundeswirtschaftsministers Martin Bangemann beschäftigt. Nach Beendigung ihrer Agententätigkeit habe sie Ende 1985 von Wolf den „Vaterländischen Verdienstorden in Gold“ erhalten.

1966 sei sie von der HVA mit der Identität der ein Jahr zuvor von West-Berlin in die DDR übergesiedelten und dort in einer psychiatrischen Klinik untergebrachten Friseuse Sonja Lüneburg ausgestattet worden. Aus ihrer Zeit als Sekretärin bei dem von Zeugen ebenfalls als HVA-Spion belasteten Borm habe sie unter anderem „Stimmungs- und Meinungsbilder“ zur Einschätzung der politischen Bemühungen um Annäherung der beiden deutschen Staaten nach Ost-Berlin geliefert.

Nach Borms Ausscheiden aus dem Bundestag wechselte Olbrich in die FDP-Bundesgeschäftsstelle und arbeitete seit 1974 für den damaligen FDP-Generalsekretär Martin Bangemann. 1980 sei sie Bangemann ins Europaparlament gefolgt und habe dort für ihre Ostberliner Auftraggeber Material über die Funktionsweise der Europäischen Gemeinschaft gesammelt. Allerdings hätten ihre Vorgesetzten wenig Interesse an diesen Informationen gezeigt.

Wegen eines in Rom verlorenen Falschausweises sei sie am 3. August 1985 in die DDR zurückgerufen worden. Sie habe diese Entscheidung der HVA akzeptiert, weil sie einen „unverzeihlichen Fehler“ begangen habe. Bei hellichtem Tag und strömendem Regen habe sie die Elbe Richtung Osten in einem Schlauchboot überquert. Ihre Informationen leitete die frühere Sekretärin nach eigenen Angaben zunächst durch Kuriere in die DDR weiter. Später habe sich sich verstärkt sogenannter „rollender toter Briefkästen“ in Bahnwaggons bedient. Wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit muß sie sich voraussichtlich Ende des Jahres selbst vor dem OLG Düsseldorf verantworten.

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