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Parteinahme für die Täter

■ betr.: "Wackelkontakt mit der Wirklichkeit", taz vom 19.6.93

betr.: „Wackelkontakt mit der Wirklichkeit“, taz vom 19.6.93

[...] Ich finde es geschmacklos, Thesen über den Umgang mit dem Thema „Sexuelle Gewalt an Mädchen (und Jungen)“ auf der Kulturseite zu verbraten, mit eindeutiger Parteinahme für die Täter. [...] Sexueller Mißbrauch an Mädchen und an Jungen von Männern findet weiterhin statt, und zwar in Familien wie auch in öffentlichen Einrichtungen für Kinder. Es gibt zu wenig Beratungsangebote, Stellen, Mädchenhäuser, Fortbildungen etc., und es bedarf langer Interventionsplanung und Zusammenarbeit mit den Jugendämtern, bevor ein Mädchen (Junge) vor den Gewalttaten des Mißbrauchers geschützt werden kann.

90 Prozent der Täter leugnen auch noch nach Jahren (eventuell in der Therapie) die Tat und entwickeln kein Unrechtsbewußtsein. Diese erschreckende Tatsache wäre einmal eine Untersuchung und ein Buch wert, aber offenbar ist es immer wieder einfacher, sich mit hysterischen Feministinnen, die überall Gefahr wittern, zu beschäftigen und „unschuldig“ Angeschuldigte zu glorifizieren.

Frauen sind keine Heiligen, und es wäre nicht verwunderlich, der Vorwurf des sexuellen Mißbrauchs am Kind würde bei „Trennungskrieg“ benutzt. Das beschäftigt die verschiedensten Beratungsstellen (z.B. Kind im Zentrum) sowieso, sollte aber nicht im Vordergrund stehen.

[...] Feministische Projekte haben in jahrelanger Arbeit Handwerkszeug entwickelt, um mit Mädchen (und Jungen) zu arbeiten und Täter zu konfrontieren. Ihre Einschätzungen und Strategien sind jetzt gefragt! Für die taz wäre das mindeste zu diesem Thema, Beiträge voon Feministinnen (z.B. Barbara Kavemann) einzuholen und die Thesen von Katharina Rutschky offen darzustellen. Sabine Wagenfeld,

Internationaler Versöhnungsbund, Deutscher Zweig,

Neukölln

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