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Tirana sucht UNO-Hilfe

■ Griechische Albanerjagd geht weiter

Berlin (taz) – Albanerjagd in Griechenland: Wie Freiwild werden die ImmigrantInnen aus dem verarmten Nachbarland zusammengetrieben, geschlagen, in Busse verladen und zu dem Grenzort Kakavija transportiert. Stolz präsentierte die griechische Polizei gestern die vorläufige Bilanz ihrer „Operation Eiserner Besen“: Seit vergangenem Samstag habe sie 8.926 Menschen abgeschoben – mehr sollen folgen.

Das griechische Fernsehen und die meisten Zeitungen verfolgen die landesweite Rache-Razzia ohne kritische Kommentare. Nur die kleine oppositionelle „Linksunion“ („Synaspismos“) hält die Hexenjagd für falsch. Die anderen Parteien unterstützen die Aktion, mit der die konservative Regierung auf die Ausweisung eines griechisch-orthodoxen Priesters aus Südalbanien reagierte. Der prominente sozialistische Oppositionsabgeordnete und ehemalige Nordgriechenland-Minister Stelios Papathemelis forderte unter dem Beifall vieler: „Für jeden ausgewiesenen Griechen werden wir 5.000 Albaner rausschmeißen.“

Die geschätzen 150.000 bis 300.000 AlbanerInnen in Griechenland trauen sich kaum noch auf die Straße, seit ihre Landsleute wahllos aufgegriffen werden. Den meisten wird nicht einmal Zeit gelassen, ihre Angehörigen zu verständigen und ihre Habseligkeiten zu packen. Unter den Abgeschobenen sollen auch rund 500 AlbanerInnen sein, die sich legal in Griechenland aufhielten. Der albanische Präsident Sali Berisha rief gestern die UNO um Hilfe. In seinem Brief an UN-Generalsekretär Butros Butros Ghali warnt er vor einer „weiteren Destabilisierung des Balkans“.

Die zahlreichen griechischen Unternehmen, die ständig billige Arbeitskräfte aus Albanien beschäftigen, protestierten nicht gegen die Abschiebungen. Sie wissen, daß den meisten „Illegalen“ gar nichts anderes übrig bleibt, als über die grüne Grenze wieder zurück nach Griechenland zu kommen. Dorothea Hahn

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