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Ungestörte Nachtruhe

■ betr.: "Der Bürgersteig wird hochgeklappt", taz vom 5.7.93

betr.: „Der Bürgersteig wird hochgeklappt“, taz vom 5.7.93

Welch Glück für Severin Weiland, daß er offenbar mit einer Wohnanlage gesegnet ist, die ihm eine ungestörte Nachtruhe sichert, wenn er gerade nicht in Gartenwirtschaften „Kir und Korn“ zu sich nimmt. Nur so ist es zu erklären, daß er derartig inkompetente und von keiner Denkanstrengung getrübte Artikel verfaßt.

Das Problem des nächtlichen Ausschanks unter freiem Himmel in Wohngebieten ist ein sehr komplexes und mit platten Schlagworten wie „Liberalität“ und „urbane Lebensqualität“ auf der einen, „Kleinkariertheit“ und „Lustfeindlichkeit“ auf der anderen Seite wohl kaum zu fassen. Aber den Anwohnern allen Ernstes zuzumuten, bis in den frühen Morgen einen laut Messungen „unzumutbaren Lärmpegel“ zu ertragen und, wie im Berliner Lokalteil geschehen, für eine enge Wohnstraße wie die Husemannstraße im Prenzlauer Berg Ausschank im Freien bis vier Uhr morgens zu fordern, dazu gehört schon eine gewaltige Portion Geistverlassenheit.

Was interessiert uns die Nachtruhe von Kindern, Berufstätigen, alten Leuten und sonstigen Schlafbedürftigen? Hauptsache, Herr Weiland hat seine urbane Lebensqualität und kann im Freien sein Bier trinken. Gute Nacht! Jens Kittner, Berlin

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