: Englands Wunderheiler Peter Lilley
■ Sozialminister will ledige Mütter und Invaliden schröpfen
London (taz) – Der britische Sozialminister Peter Lilley nimmt es ernst mit seinem Auftrag, für soziale Gerechtigkeit zu kämpfen. Während der hitzigen Sparverhandlungen im Londoner Unterhaus kündigte Lilley in dieser Woche eine harte Linie gegen alleinstehende, junge Mütter an. Immer mehr unverheiratete Teenager, so der Minister, entschieden sich dafür, ein Kind zu bekommen, um auf Kosten der SteuerzahlerInnen von den Sozialleistungen des Staates zu profitieren.
Deshalb will Lilley Single-Eltern künftig in staatlichen Häusern gemeinschaftlich unter ein Dach stecken. Der Thatcherist John Redwood ging sogar noch weiter und schlug vor, diesen Frauen ganz den Hahn abzudrehen, damit der Vater des Kindes nicht nur finanzielle Konzessionen macht, sondern auch mit Frau und Kind zusammenzieht.
Der sozialpolitische Sprecher der Labour Party, Donald Dewar, wehrte sich dagegen, alleinerziehende Eltern als „eine unfähige Gruppe sozialer Schmarotzer“ zu betrachten. Lilley hatte bereits im vergangenen Monat ein Tohuwabohu im Unterhaus ausgelöst.
Damals hatten Unbekannte einen geheimen Brief Lilleys an Premierminister John Major per Fax dem Presseverband zukommen lassen. In dem Brief schlug Lilley vor, die medizinischen Untersuchungen beim Amtsarzt zu verschärfen, um bei der Invalidenrente zunächst 180 Millionen Pfund und später sogar 1,3 Milliarden Pfund pro Jahr einzusparen. Neben der Zahl der Rentenberechtigten will Lilley auch die Höhe der Bezüge reduzieren – und darauf sollen die Invaliden dann auch Steuern zahlen. Antje Passenheim/RaSo
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