: Hai schluckte Faldorain
■ Der Australier Greg Norman gewann die British Openim Golf vor Nick Faldo / Bernhard Langer wurde Dritter
Berlin (taz) – Selbst Gene Sarazen war von den Socken angesichts dessen, was sich am Sonntag im Royal St. Georges Club im englischen Sandwich abspielte. „Das größte Turnier, das ich je gesehen habe“, schwärmte er, und die 92jährige Golflegende hat einige gesehen. Auf dem vom Regen leicht aufgeweichten Kurs lieferten sich die besten Spieler der Welt einen packenden Kampf, wie ihn das traditionsreichste aller Turniere lange nicht gesehen hatte. 23 Spieler blieben am Ende der vier Runden unter Par (280 Schläge), ein Kunststück, das zuletzt Bill Rogers im Jahre 1981 geschafft hatte.
Lange Zeit hatte der Weltranglistenerste Nick Faldo, der die British Open schon viermal gewann, wie der sichere Sieger ausgesehen. Am Freitag hatte der Brite mit 63 Schlägen einen neuen Bahnrekord aufgestellt und so genial gespielt, daß ihn die englische Presse kurzerhand in „Faldorain“ umtaufte. Doch vor allem der Australier Greg Norman und der Deutsche Bernhard Langer blieben Faldo auf den Fersen. Langer machte keinen Hehl daraus, wie gerne er in Sandwich gewinnen würde. „Ein Sieg bei den British Open würde mir am meisten bedeuten“, sagte der 35jährige, der immerhin schon zweimal das US-Masters gewonnen hat. Nach einem Doppel- Bogey in der vierten Runde am 14. Loch mußte er seine Hoffnungen jedoch begraben und kam mit drei Schlägen Rückstand auf den dritten Rang.
Nicht so Greg Norman. Seit 27 Monaten hatte der „Weiße Hai“ aus Australien kein Turnier mehr gewonnen, ans Aufhören hatte der 38jährige aber nie gedacht: „Ich bin eben ein sehr kämpferischer Typ.“ Am Sonntag spielte er dann die beste Runde seines Lebens, blieb mit 64 Schlägen sechs unter Par und schnappte Faldo ausgerecnet an dessen 36. Geburtstag mit insgesamt 267 Schlägen (sagenhafte 13 unter Par) den Titel vor der Nase weg. „In meiner gesamten Karriere habe ich noch nie eine Golfrunde absolviert, bei der ich hinterher sagen konnte, daß ich keinen Fehler gemacht habe. Aber heute ging kein Schlag daneben. Ich vermasselte nur einen winzigen Putt“, freute sich Norman leicht unlogisch. Der „winzige Putt“ brachte Faldo noch einmal auf zwei Schläge heran, doch mehr war nicht drin. „Ich habe mein Bestes gegeben, aber Greg war einfach stärker.“ Auch Norman war tief beeindruckt von sich selbst: „Ich bin erschüttert darüber, wie gut ich heute den Golfball geschlagen habe.“ Matti
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen