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Wehrsport bei Celle

■ Übung auch auf Truppenübungsplatz

Berlin (taz) – Nach Ansicht des niedersächsischen Innenministeriums hält die rechtsextreme „Wikingjugend“ bei ihren „Veranstaltungen auf verschiedenen Privatgrundstücken im Landkreis Celle“ keine Wehrsportübungen ab. Zu dieser Auffassung kommt Innenminister Glogowski (SPD) in seiner Antwort auf eine kleine Anfrage der Grünen-Landtagsabgeordneten Andrea Hoops. Die Wikingjugend organisierte nach Erkenntnis der Behörde im Landkreis Celle verschiedene Treffen mit bis zu 300 vorwiegend Jugendlichen im Alter von 10 bis 16 Jahren. Neben Wettkämpfen und Volkstänzen „wurden dabei auch 'Wehrkämpfe'“ durchgeführt. Diese beinhalteten „Schießübungen“ mit „Luft- und Kleinkalibergewehren“. Dennoch kommt das Ministerium zu der Auffassung, daß man die Lager „wohl letztlich nicht als Wehrsportübungen“ bezeichnen könne.

Dagegen fanden im Raum Celle nach Erkenntnis der Behörde im vergangenen Jahr insgesamt fünf echte rechtsextremistische Wehrsportübungen Gruppen statt, an denen je bis zu 50 Personen teilnahmen. Eingeladen hatten unter anderem die seit Dezember 1992 verbotene Bremer „Deutsche Alternative“, das „Komitee für freiwillige Reservistenarbeit Nord“ und die 1977 von Michael Kühnen gegründete „Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front“ (GdNF). Hauptziel der GdNF, die in penetranter Geschichtsleugnung Hitler als „Zeitenwender, Heilsgestalt der arischen Rasse und deutschen Nationalhelden“ verehrt, ist die Wiedergründung der NSdAP.

Zu den weiteren Organisatoren der paramilitärischen Übungen zählte die im März 1989 gegründete Hamburger „Nationale Liste“. Deren Drahtzieher und Millionenerbe Christian Worch gilt nach dem Tod Kühnens als Führer der rechtsextremen deutschen Szene. Gastgeber weiterer Kampfübungen war auch ein „Freundeskreis KIRSCH/KNOOP“, (früher „Nothilfetechnische Übungs- und Bereitschaftsstaffel“). Deren ehemaliger Leiter, der Zahnarzt Uwe Jürgens, stellte bis zum Sommer letzten Jahres gern sein Grundstück in Hetendorf bei Celle für wehrsportliche Übungen zur Verfügung. Nach Auskunft der niedersächsischen Behörde wurde „dieses Gelände jedoch im Sommer 1992 zwangsversteigert, so daß übungswillige rechtsextremistische Vereinigungen seither um Ausweichgelände“ bemüht seien. In Hetendorf fanden regelmäßig Vorbereitungen für den „Rudolf- Heß-Marsch“ statt, als dessen Hauptorganisator wiederum Christian Worch firmiert. Doch um Ersatz waren Rechtsradikale im vergangenen Jahr nicht verlegen. Wie die Bundeswehr angibt, wurden zwei Jugendliche im November auf dem Truppenübungsplatz Bergen „bei wehrsportähnlicher Tätigkeit“ gestellt. flo

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