: Gekaufte Klausur
■ Versuchter Examensbetrug an der Uni
Nix mit schönen Semesterferien nach überstandener Uni-Klausur. 180 Examenskandidaten des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften mußten gestern unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen. Die angesetzte Klausur fiel aus, weil das Thema bereits bekannt war. Die 20seitige Aufgabenstellung soll am Tag zuvor, so schilderte es ein Student dem Prüfungsamt, für sage und schreibe 2000 Mark auf dem Uni-Campus gehandelt worden sein.
Der Examensschwindel war dem Uni-Prüfungsamt am Donnerstag nachmittag von einem Studenten offenbart worden, der den Text der Aufgaben vorlegte. Daraufhin beschloß das Amt, die Prüfung im Fach Marketing abzusagen.
Auf welchem Weg der Aufgabentext bekannt geworden war, blieb bis gestern offen. Nach Angaben von Prüfungsamt-Mitarbeiter Michael Myschik kommen als undichte Stellen nur die Kopierstelle der Universität oder aber ein Mitarbeiter des Lehrkörpers infrage. Die dritte beteiligte Abteilung, das Prüfungsamt selbst, sei absolut wasserdicht. Eine Untersuchung der Uni-Verwaltung soll dem versuchten Examensschwindel jetzt nachgehen.
Ob ein oder mehrere Studenten tatsächlich 2000 Mark für den Aufgabentext bezahlt haben, war im Prüfungsamt gestern nicht bekannt. Fest steht aber, daß die Absage der Examensklausur für viele Studierende ausgesprochen nervig ist. Urlaube, Praktika und Ferienjobs müssen neu geplant werden, für einige Studis hätte mit der gestrigen Arbeit gar das gesamte Studium beendet werden sollen.
Entsprechende Feten müssen jetzt mindestens um acht Wochen verschoben werden. Solange wird die Vorbereitung einer neuen Klausur in Anspruch nehmen. Deren Text, so versicherte das Prüfungsamt gestern werde garantiert auf Schwindel-freiem Weg auf den Tisch der Examenskandidaten gelangen. uex/epd
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen