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UKE: Alle Notausgänge dicht

■ Vernichtendes Urteil der drei Gutachter: Therapie war unakzeptabel / Hübener geht vielleicht, Leichtweiß bleibt - was ist mit Hajen?     Von Sannah Koch

Die Zeit der Ausflüchte ist vorbei: Jetzt fällten alle drei Gutachter unabhängig voneinander ein vernichtendes Urteil über die Strahlenbehandlung des UKE-Chefarztes Klaus-Henning Hübener. Die von 1986 bis 1990 bei Darmkrebspatienten angewandte Therapieform sei „unakzeptabel“ gewesen. Dies ließ Wissenschaftsenator Leonhard Hajen gestern überraschend verlauten, nachdem er noch am Vortag erklärt hatte, daß er die behördlich bestellten Gutachten derzeit nicht kommentieren wolle. Am Montag muß nun, drei Tage nach der Aufhebung der Suspendierung Hübe-ners, erneut über eine Zwangsbeurlaubung entschieden werden.

Aus den Gutachten, so Hajen, ergäben sich „Anhaltspunkte für das Vorliegen eines Dienstvergehens“. Über die Einleitung eines Disziplinarverfahrens und die Ernennung eines Ermittlungsführes werde am Wochenanfang beraten. Dann wird auch die vorgeschriebene Anhörung des Chefarztes beim Senator stattfinden. Erst danach, so Hajens Referentin Dagmar Jensen, könne über eine Suspendierung befunden werden.

Gegen den Chefarzt würden dann insgesamt zwei staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren (Verdacht auf Körperverletzung mit Todesfolge und Abrechnungen von „Phantompatienten“) und zwei Disziplinarverfahren (Behandlungsfehler und Weitergabe von Patientendaten an Dritte) laufen. Ein weiteres Disziplinarverfahren ist noch in der Prüfungsphase, denn der Chefarzt soll sich überdies vom Mechanikermeister der Abteilung kostenlos einige Gegenstände für seinen Privathaushalt hergestellt lassen haben.

Auf das Ergebnis der internen Ermittlungen wird man aber vermutlich noch Monate, wenn nicht Jahre warten müssen. Denn schon die internen Vorermittlungen könnten nach Schätzungen Jensens ein halbes Jahr dauern. Sollte die Diagnose „schweres Vergehen“ lauten, muß ein Untersuchungsführer des Senatsamts für den Verwaltungsdienst eingeschaltet, bei einer Entlassung sogar ein Disziplinargericht angerufen werden. Da es sich bei einer Suspendierung nicht um eine Strafmaßnahme handele, so Jensen, würden Hübeners Bezüge solange weitergezahlt.

Am Montag wird in der Behörde außerdem geprüft, ob die Behandlungsfehler auch für die drei anderen Oberärzte arbeitsrechtliche Konsequenzen haben sollen. „Es besteht aber kein Zweifel“, so Dagmar Jensen, „daß Hübener die Verantwortung für die Therapie trägt.“ Für den ärztlichen Direktor des UKE, Heinz-Peter Leichtweiß, soll der Skandal jedenfalls keine Folgen haben.

„Ich bin froh, daß die Gutachter deutlich früher als erwartet zu ihrem Urteil gekommen sind“, erklärte Hajen gestern. Eine verständliche Freude: Denn nach dem Chaos der vergangenen Wochen war er kräftig unter Beschuß geraten. Nicht nur einige SPD-Genossen, sondern auch die Patienteninitiative und gestern auch die GAL hatten Hajens Rücktritt gefordert. SPD-Chef Helmuth Frahm dazu: „Das Ganze hat in der Öffentlichkeit keinen furchtbar guten Eindruck gemacht, aber Hajen war nun mal an Dienstrecht und Termine gebunden.“ Auch Bürgermeister Voscherau sprang dem angeschlagenen Kollegen zur Seite: „Senator Hajen kann sich das Verdienst zugute halten, wichtige strukturelle Reformen im UKE eingeleitet zu haben, bevor die jetzigen Vorfälle bekannt wurden.“

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