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„Progrssive Selbstverteidigung“

■ Jugend gegen Rassismus: Treffen in Bremen

„Wir müssen zeigen, daß wir uns nicht einschüchtern lassen von den Faschisten“, sagt Volker von der Organisation „Jugend gegen Rassismus in Europa“ (JRE). Im DGB-Jugendzentrum Westend trafen sich gestern etwa 50 junge Menschen zum Aktionstag. Geboten wurden Arbeitsgruppen zu Themen wie „Wahlen '94, was tun gegen Faschokandidatur“ oder „JRE und Gewalt?!?“.

JRE ist eine europaweite Organisation gegen Rassismus und Faschismus. „Entstanden ist der Verein in Gründung letztes Jahr in Brüssel, als 40.000 Menschen an einer Demonstration gegen Faschismus und Rassismus teilnahmen“, erzählt Jörn. Inzwischen gibt es in der Bundesrepublik 47 Gruppen in 30 verschiedenen Orten mit etwa 800 — 1.000 aktiven Mitgliedern. Europaweit gibt es Gruppen in Schweden, Irland, Nordirland, Großbritannien, Niederlande, Belgien, Frandkreich, Spanien, Polen der Tschechei und Österreich. In Bremen und Bremerhaven bezahlen die 80-90 Mitglieder etwa 6,-Mark Beitrag im Monat.

Auf dem gestrigen Treffen tauschten sich die Aktiven auch über Aktionen aus. Die Bremerhavener JRE-Gruppe setzt sich zur Zeit vehement für den Flüchtling Katshiabala Tshindaye aus Zaire ein. Der sitzt derzeit „unter menschenverachtenden Bedingungen in Abschiebehaft“, meint der JRE. Das Stoppen des Busses mit DVU-Mitgliedern zu deren Landesparteitag im Sommer diesen Jahres geht ebenfalls auf das Konto von JRE. Laut eigener Auskunft sind die meisten Mitglieder SchülerInnen, doch seien Menschen jeden Alters willkommen. Viele Mitglieder kommen aus der DGB-Jugend und der IG-Metall-Jugend, von denen sie finanzielle Spenden erhalten.

JRE „verläßt sich nicht auf Polizei, Jusitz und Politiker: Wir müssen die Verteidigung gegen die Nazis selbst in die Hand nehmen“, stellt einer der Jugendlichen fest. Sie „kämpfen“ nicht nur gegen die Faschisten, sondern auch gegen Armut, Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot und Umweltzerstörung. „Die rassistische Hetze gegen Asylbewerber ist eine der Hauptwaffen der Kohl- Regierung, daher muß man sich auch gegen die Herrschenden, gegen die Bundesregierung wehren“, sagt Volker.

Die politische Strategie von JRE ist dem Mitgliedern zufolge die Suche zum Gespräch und die Planung friedlicher Aktionen. Doch wenn ein Flüchtlingsheim angegriffen wird, „verteidigen wir es. Nicht nur mit Kerzen, sondern auch in progressiver Selbstverteidigung mit Steinen und Stöcken“, sagt eine Antfaschistin. vivA

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