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Im Purgatorium

■ Lustig: Pollkläsener/Pundt im Lagerhaus

hier zwei Männer

Große Namen im kleinen, aber vollbesetzten Lagerhaus: Jean Tardieus Einakter „Der Schalter“ und Botho Straussens „Der Selbstmörder und das Nichts“ wurden von Martin Pollkläsener und Michael Pundt gegeben. Regie führte Martin Östreicher.

Ein Auskunftsbeamter und ein offensichtlich existenziell bedrohter Kunde. „Warten Sie, bis Sie aufgerufen werden“ — „Aber ich bin doch der einzige“ - „Da sind Sie sehr im Irrtum, wir sind zwei.“ Kafka lustig: Die Kombination verkörpert Pollkläsener sowieso zum Vergnügen des erwartungsfrohen Publikums. Gegenspieler Pundt ist wie wir und bekommt, was er sucht und verdient: sein Ende. Er kommt unter die Räder.

Ein bewegendes Stück Altmode incl. Ärmelschoner und existenzialistischer Beamtenekstase, wo, wenn der Geist fliegt, der Körper abstürzen muß.

Nach der Pause ein rechter Botho zum Frage der Einsamkeit des Überfliegers. Ein Schlafforscher-Genie (Pollkläsener), das sich kurz vor der Fertigstellung eines „Traumadapters“ das Leben genommen hat, kommt, wie sich das gehört, in die Hölle. Seine Hölle ist das Nichts nebst einem ganz fürchterlich törichten und belanglosen Menschen (Pundt). Der kennt nicht einmal das Wort „Purgatorium“. Den interessiert nichts, der regt sich nicht auf. Der hat sich auf unendliche Fortsetzung des Banalen eingerichtet. Wie wir.

Niemand will sich heute im Ernst so ernste Gedanken machen, wie es anhand der beiden Stücke möglich wäre. Insofern ist Martin Pollkäsener mit seiner bizarren Gestik und seiner geradezu unerschöpflichen labialen Beweglichkeit der ideale Vermittler solch ewiger, die Existenz betreffender Wahrheiten.

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