piwik no script img

Nur Venyl: Hip hop on Bremer top

■ Platten-Premiere im Wehrschloß

Nur Venyl:

Hip hop on Bremer top

Platten-Premiere im Wehrschloß

Drei Tage existierte die Band, da hatte sie bereits ihren ersten Auftritt im proppenvollen Schlachthof. Bei Saprize, der derzeit heißsten Bremer Newcomer- Band ging eben alles ein bißchen schneller.

Stolze achtzehn Jahre zählen die fünf Dreikäsehochs im Durchschnitt, die heute abend im Wehrschloß ihr beeindruckendes Vinyl-Debüt „Alwaysacutahead“ vorstellen. Dabei sind die Bürschchen keine unbeschriebenen Blätter in Sachen Musik: Ben, Alex und Gregor malträtierten als Harmonizer mit Hardcore- Gebolze die Trommelfelle, Romano und Ingo starteten einige vielversprechende, aber nicht eben arbeitswütige Rap-Projekte.

In der Grauzone zwischen Hip Hop und Hardcore

Getreu der alte Weisheit, daß das Ganze mehr als die Summe der Teile ist, sind die fünf zusammen produktiver denn je. In der Grauzone zwischen den Subkulturen Hip Hop und Hardcore kochen Saprize ihr ganz eigenes Süppchen: harte Rap-Elemente, Samples, Scratching und schwere Gitarren werden für jedes Lied unterschiedlich gewichtet und arrangiert. Vom harten Rap über ein doomiges Metalstück zum pianogeschwängerten Partyknüller wirkt die Platte vielseitig, aber nie profillos.

Schlichtweg unterschätzt hatten die Macher des Bremer „Cage 49“-Labels, die Saprize bei deren erstem Auftrit entdeckt hatten, die Arbeitswut ihrer Schützlinge. Eine Maxi war geplant, eine fast halbstündige Mini-LP ziert nun die Plattenregale. „Vinyl only“ heißt die geschäftsuntüchtige, aber für Puristen einzig akzeptable Veröffendlichungsform der in Tausender-Auflage erscheinenden Tonkonserve.

Zunächst war Saprize als einmaliger Aushilfsgag für eine ausgefallene Hip Hop Band geplant. Mittlerweile ist das Quintett aber zu einer sich gegenseitig beeinflussenden Einheit verschmolzen. Romano, aka „Da Romeo“, und Ingo „The Menace“ treiben sich ab und an in Viertel-Discos und auf Knüppelkonzerten rum, Gregor ist vom ungewohnten Sampler kaum noch loszueisen, und Ben und Alex haben sich, wenn auch mit einem Augenzwinkern, schmissige Rap-Pseudonyme zugelegt: A-Tak und Uzi MC.

Heute das das Plattendebüt gebührend zelebriert werden. Bands wie Queerfish und die Mädchen werden eigens für den Anlaß komponierte Stücke vorstellen, Ex-Party Diktator Olaf brilliert solo mit der Maultrommel, alte Harmonizer-Klassiker werden noch einmal nostalgisch aufgewärmt. Saprize „TV“, total Vinyl, ist das Motto des Abend, den „Kasperle und der schlechte Patrywitz“ eine nach einer taz- Kritik benannte Spaß-Kombo, mit einem Wunschkonzert beschließen wird.

L.R.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen